Ab morgen treffen sich beim Hydrogen Dialogue nationale und internationale Entscheider sowie Fachleute im Nürnberger Messezentrum. Das Summit mit kleiner Ausstellung fördert Dialog, Wissensaustausch und Vernetzung zwischen Wirtschaft, Politik und Wissenschaft. Die zweitägige Veranstaltung will einen erfolgreichen Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in Europa unterstützen. Immerhin gilt Bayern in Deutschland als einer der führenden Standorte für Wasserstofftechnologie. Das zeigen auch die Aussteller in der Messehalle. Dort zeigen Unternehmen, Startups und Forschungseinrichtungen ihre Innovationen und Technologien.
Ideeller Träger der Veranstaltung ist das vor fünf Jahren aus der Taufe gehobene Zentrum Wasserstoff.Bayern (H2.B) in Nürnberg. Es ist die zentrale Strategie- und Koordinationsstelle des Freistaats für Wasserstoff und vernetzt mittlerweile bereits mehr als 370 Wasserstoffakteure aus Wirtschaft und Wissenschaft in Bayern. Die bayerische Roadmap schreibt dem Wasserstoff eine wachsende Bedeutung auf dem Weg zur bayerischen Klimaneutralität 2040 zu. Den künftig größten Bedarf haben unter anderem die petrochemische Industrie sowie die Strom- und Wärmeerzeugung. Kumuliert steigt der Bedarf an Wasserstoff und synthetischen Energieträgern bis 2040 auf 33 bis 75 TWh ansteigen. Bis 2030 verdoppelt sich voraussichtlich der Verbrauch von heute etwa 5 TWh auf etwa 10 TWh.
Unter den Ausstellern beim Hydrogen Dialogue findet sich beispielsweise Hydrogenious LOHC Technologies aus Erlangen. Mit deren LOHC-Technologie lassen große Mengen grünen Wasserstoffs sicher nach Süddeutschland transportieren. Dafür kommt die bestehende Infrastruktur für flüssige Kraftstoffe, also etwa Tanklastwagen, Bahn oder Binnenschiff, zum Einsatz. Im Rahmen des sogenannten Projekts Green Hydrogen @ Blue Danube entsteht eine LOHC ReleasePLANT, die ab 2028 bis zu 1.800 Tonnen grünen Wasserstoff an Kunden im bayerischen Donauraum liefern soll. Die Europäische Kommission erkannte das Vorhaben Anfang des Jahres als „Wichtiges Projekt von gemeinsamem europäischen Interesse“ (IPCEI) im Rahmen der Wasserstoffinitiative „Hy2Infra“ an.
Ebenfalls präsent ist auch MAN Truck & Bus. Der Konzern investiert aktuell am Traditionsstandort Nürnberg rund 100 Millionen Euro. Ab April nächsten Jahres sollen dann zunächst 50.000 leistungsfähige Hochvolt-Batterien mit hohen Reichweiten und langer Lebensdauer das Werk verlassen. Damit wäre MAN der erste Nutzfahrzeughersteller in Deutschland mit eigener Batterie-Serienproduktion für Elektro-Trucks und E-Busse.
BCG: Europa verliert den grünen Anschluss
Allerdings ist die europäischen Wasserstoff-Zukunft nicht nur rosig. Eine Studie der Beratung BCG sieht beim grünen Wasserstoff die Vorreiterrolle Europas in Gefahr. „Europa hinkt bei der Förderung von grünem Wasserstoff den USA und China bereits heute hinterher, sowohl was die Ziele als auch deren Umsetzung betrifft“, sagt BCG-Studienautor Sebastian Schrapp. „Damit steht die Wettbewerbsfähigkeit unserer Innovatoren und Maschinenbauer auf dem Spiel.“
Noch zehrt die europäische Wasserstoff-Industrie von ihren bestehenden Wettbewerbsvorteilen. Sie haben bei fortschrittlicher Materialwissenschaft, durchgängiger Systemeffizienz und einer höheren Lebensdauer der Anlagen die Nase noch vorn. Daher können westliche Elektrolyseeinheiten das Kilowatt grünen Wasserstoff noch um 10 bis 15 Prozent günstiger produzieren können als die Konkurrenz aus China.
Allerdings drückt die Zentralregierung im Reich der Mitte beim Aufbau der Infrastruktur, Produktion und Nutzung von grünem Wasserstoff auf die Tube. Durch gezielte Förderung sind die in China in den vergangenen Jahren rund 1.000 neue Patentfamilien entstanden. DAs sind etwa dreimal mehr als in Europa. Auch die übrigen globalen Wettbewerber machen große Fortschritte bei der Entwicklung und Skalierung der Zukunftstechnologie.
Beitragsbild: NürnbergMesse / Thomas Geiger