Der Equal Pay Day vor zwei Tagen hat es noch einmal veranschaulicht. Frauen verdienen in Bayern 7 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Lässt man die Bereinigung um Berufswahl, Beschäftigungsumfang – sprich Teilzeit, Bildungsstand, Berufserfahrung oder dem Anteil in Führungspositionen heraus, liegt die geschlechtsspezifische Lohnlücke bei 21 Prozent. Damit ist Beschäftigung für das weibliche Geschlecht im Freistaat finanziell noch unattraktiver als im Bund. In Deutschland liegt der unbereinigte Gender Pay Gap im Jahr 2023 bei 18 Prozent. Das konstatiert das Bayerische Landesamt für Statistik in Fürth. Umgerechnet in Arbeitstage arbeiten Frauen in Bayern im Vergleich zu Männern bis zum 17. März praktisch unbezahlt. Das sind 77 Tage ohne Vergütung, bundesweit sind es 66 Tage.
Angesichts eines traditionellen Familienbildes oder fehlenden Angebote in Unternehmen und Behörden arbeiten über die Hälfte der erwerbstätigen Frauen ab 35 Jahren in Teilzeit. In Familien mit Kindern unter drei Jahren liegt der Anteil der erwerbstätigen Mütter bei einer Quote von 38 Prozent, bei Männern arbeiten 93 Prozent. Dabei demonstriert etwa der Stiftehersteller Edding, dass sich auch ein Vorstandsposten mit zwei Teilzeitkräften ausfüllen lässt.
Sowohl fachkräftesuchende Unternehmen als auch Volkswirtschaftler hoffen immer wieder darauf, Frauen länger als Teilzeit zu beschäftigen. Die dafür notwendige Struktur im Hintergrund, also Krippe, Kindergarten und Ganztagesschule, ist allerdings löchrig ausgebaut.
Die finanzielle Gleichstellung von Mann und Frau im Beruf kommt als praktisch kaum voran. Es kann sogar sein, dass sich die Entwicklung sogar in die andere Richtung entwickelt. Denn nicht nur in Deutschland sind rechtskonservative Ansichten vom Familienleben auf dem politischen Vormarsch. In den USA lässt sich das an der wachsenden Bedeutung der Evangelikalen ablesen. Flankiert wird das traditionelle Weltbild auch von der Beschneidung der Abtreibungsfreiheit.
Geschlechtsspezifisches Wählen
Diese Entwicklung lässt sich weltweit beobachten und das betrifft nicht nur das steinzeitliche Leben in Afghanistan. Die politische Denkungsart variiert weniger nach Nord und Süd oder arm und reich, sondern vielmehr nach Geschlecht, schreibt Elisabeth von Thadden in der Zeit. Das führe gerade bei der Generation Z im Alter von 18 bis 34 Jahre zu einer politischen Spaltung innerhalb von Paaren. „In den USA sind die jungen Frauen nach Jahrzehnten relativer politischer Ähnlichkeit beider Geschlechter heute deutlich liberaler als ihre männlichen Altersgenossen. In Deutschland haben Frauen lange konservativ gewählt, umso mehr fällt jetzt ihr eher linkes Profil auf“, schreibt sie weiter. Ein interessanter Aspekt auch angesichts der kleinen Superwahljahrs 2024.