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Euro-Bargeld bekommt digitalen Bruder

Europäische Zentralbank könnte 2028 digitalen Euro einführen

Klappt alles wie am Schnürchen, könnte die Europäische Zentralbank (EZB) im zweiten Halbjahr 2028 den digitalen Euro einführen. Das sagt Burkhard Balz, Bundesbank-Vorstand für den Bereich Zahlungsverkehr beim Business-Diner der Sparda-Bank Nürnberg. Zwar soll auch in Zukunft das bei Deutschen beliebte Bargeld das Kernprodukt bleiben. „Wir sind als Zentralbank gewillt, unser Bargeld um ein digitales Äquivalent zu ergänzen.“ So können Verbraucher in Zukunft im gesamten Euroraum wie jetzt auch an der Ladenkasse selbst entscheiden, ob sie lieber bar oder digital bezahlen wollen. Der digitale Euro bietet laut Plan einen unkomplizierten Zugang, eine einfache Registrierung und das grenzüberschreitende Bezahlen. Zudem lässt er sich sowohl online als auch offline nutzen, um sowohl digitale als auch physische Zahlungen ohne Netzverbindung zu ermöglichen.

Auf diese Weise kann Europa seine Stellung im digitalen Raum stärken, führt Balz die geopolitische Dimension aus. Das komplexe Großprojekt der EZB sowie der 20 nationalen Zentralbanken im Euroraum will so auch die Rolle als zweitwichtigste Reservewährung der Welt stärken. Zudem dominieren unangefochten US-amerikanische Anbieter das digitale Bezahlen in Euros. Auch Marktgrößen aus China drängen nach Europa in das einträgliche Geschäft.

Balz verspricht auch ein Höchstmaß an Datenschutz. Die Grenzen liegen hier allerdings wie schon jetzt bei Bargeld und Überweisungen etwa in der Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung. Die Grundnutzung ist für Privatleute kostenlos, für den Einzelhandel sieht der derzeitige Planungsstand Gebühren vor. Wie es genau weitergeht, wird in Brüssel entschieden. Nach dem Verordnungsentwurf der Europäischen Kommission im letzten Jahr debattieren nun der Rat der Europäischen Union und das Europäische Parlament. Dort sind für den rechtlichen Rahmen auch Halte-Obergrenzen in der digitalen Geldbörse in Diskussion.

Der digitale Euro als gesetzliches Zahlungsmittel mit Annahmezwang im Handel könnte allerdings einen Dämpfer erleiden. Denn kleine und mittlere Unternehmen lobbyieren bereits aus Angst vor zusätzlichen Kosten am Point of Sale. Der Bundesbanker verweist auch auf die komplexe Entscheidungsprozesse in der EZB, wo jede nationale Zentralbank im Euroraum eine Stimme und unterschiedliche Interessen hat.

Sorgen der Bankenbranche, etwa vor einem schnelleren Abfluss des digitalen Euros, teilt Balz nicht. „Wir eröffnen den Banken neue Geschäftsmöglichkeiten“, sagt er mit Blick auf zusätzliche Dienstleistungen und den hochkompetitiven Zahlungsverkehr. „Auch die Sparda-Bank muss Spaß an solchen Geschäften haben.“ Der digitale Euro schaffe eine Brücke zwischen Tradition und Innovation.