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Steigende Insolvenzen: Wirtschaft unter Druck

Regelinsolvenzen in Deutschland im Dezember 2024 um fast 14 Prozent gestiegen

Unter den Insolvenzen 2024 findet sich auch der Nürnberger 3D-Druckspezialist Dreigeist. Die ZEIT berichtet über die Menschen hinter der Pleite. Demnach war das Insolvenzverfahren im Dezember für den Dreigeist-Chef Christopher König am Ende eine Erleichterung. „Ich bin froh, aus der Nummer raus zu sein“, zitiert ihn die ZEIT. Von der Corona-Krise mit geschlossenem Schulungszentrum, Materialengpässen und verteuerten Rohmaterialen habe sich Dreigeist auch danach nicht wieder erholt. Im Dezember 2024 ist die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen in Deutschland ist nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) um fast 14 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen.

Für das Jahr 2024 ergibt sich eine Zunahme um gut 17 Prozent im Vergleich zu 2023. Bei den Ergebnissen ist zu berücksichtigen, dass die Anträge erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik einfließen. Der tatsächliche Zeitpunkt des Insolvenzantrags liegt in vielen Fällen annähernd drei Monate davor. Statistisch gesichert meldeten die Amtsgerichte für Oktober 2024 2.012 beantragte Unternehmensinsolvenzen. Das waren mehr als ein Drittel mehr als im Oktober 2023. Die Forderungen der Gläubiger aus den gemeldeten Unternehmensinsolvenzen bezifferten die Amtsgerichte auf rund 3,8 Milliarden Euro. Die meisten Insolvenzen je 10.000 Unternehmen entfielen auf den Wirtschaftsabschnitt Verkehr und Lagerei. Danach folgten das Baugewerbe sowie das Gastgewerbe.

Inonnation Made in Germany fehlt

Zuvor bezifferte Creditreform die Zahl der Unternehmensinsolvenzen für 2024 auf 22.400 Fälle. Das ist der höchste Wert seit 2015 mit 23.180 Fällen. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhten sich die Fallzahlen um knapp ein Viertel. „Mit einiger Verzögerung schlagen die Krisen der vergangenen Jahre nun als Insolvenzen bei den Unternehmen durch“, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung. „Der wirtschaftspolitische Stillstand und die rückläufige Innovationskraft haben den Wirtschaftsstandort Deutschland geschwächt.“ Creditreform rechnet deshalb für das laufende Jahr mit einem weiteren Anstieg der Fälle. „Damit könnten bald wieder Insolvenzzahlen nahe an den Höchstwerten der Jahre 2009 und 2010 in Sichtweite kommen, als über 32.000 Unternehmen in die Insolvenz gingen.“ Der finanzielle Schaden für 2024 könnte bei 56 Milliarden Euro liegen. Durch die Firmeninsolvenzen stehen rund 320.000 Arbeitsplätze auf der Kippe.

Der Berufsverband der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID) sieht vor allem einen anhaltenden Strukturwandel wichtiger Branchen als maßgebliche Ursache. Damit erteilt er dem Erklärungsmuster der konjunkturellen Krise eine deutliche Absage. „Wir erleben einen gleichzeitigen Umbruch in vielen Branchen und auch in Schlüsselindustrien“, sagt VID-Chef Christoph Niering. „Dieser Umbruch wird im Jahr 2025 anhalten, unabhängig davon was die neue Bundesregierung auf den Weg bringt.“