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Ausbildungs-Abbrüche hängen auch von Region ab

IAB beleuchtet regionale Komponente der Ausbildungsabbrüche

Zwischen den Jahren 2005 und 2020 stieg die Zahl der Ausbildungsabbrüche im dualen Ausbildungssystem kontinuierlich. So endete zunächst bei nicht einmal jedem Zehnten der Azubivertrag vorzeitig. 2020 hatte sich der Anteil bereits mehr als verdoppelt. In den Coronajahren danach legte die Auflösungsquote noch einmal zu. Zu den vielfältigen Gründen für ein vorzeitiges Ausbildungsende gehören Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit des beruflichen Nachwuchses. Aber auch die betrieblichen Ausbildungsbedingungen sind für Erfolg oder Misserfolg mitentscheidend. Dazu zählen Qualität der Ausbildung und Ausbilder sowie die betrieblichen Ausbildungsinvestitionen. Das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) beleuchtet nun die regionale Komponente.

Demnach sind insbesondere im Nordosten und in der Rhein-Ruhr-Region die Abbruchquoten teils sehr hoch. Im Jahr 2020 war die Quote beispielsweise in Pirmasens in Rhein-Pfalz mit 42,5 Prozent fast viermal so hoch wie im bayerischen Eichstätt mit 11,3 Prozent. Dies hängt nicht nur mit der unterschiedlichen Wirtschaftskraft, sondern auch mit Unterschieden in der Branchenstruktur zusammen.

Landkreise mit hoher Arbeitslosigkeit und niedriger Wirtschaftskraft weisen im Mittel eine höhere Abbruchquote auf. Dagegen sieht es in Landkreisen mit vielen offenen Stellen und einer höheren Wirtschaftskraft umgekehrt aus. Die regionale Abbruchsquote steht ebenfalls in einem Zusammenhang mit der regionalen Branchenstruktur. Gibt es regional beispielsweise überproportional viele Beschäftigte im Handwerk oder in der Finanz- und Versicherungsbranche, sind im Schnitt auch die Abbruchquoten niedriger. Im Gegensatz dazu ist die Abbruchquote in Regionen tendenziell höher, die etwa einen hohen Anteil anderer Dienstleistungsbranchen aufweisen. Dazu zählen z.B. Information und Kommunikation, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen oder haushaltsnahe Dienstleistungen. Dies gilt auch für Regionen mit einem höheren Anteil an Beschäftigten im öffentlichen Dienst.

„Es gibt keine typische Abbruchsregion“, fasst IAB-Forscherin Kerstin Ostermann die Ergebnisse zusammen. Zwar wiesen Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit und niedriger Wirtschaftskraft höhere Abbruchquoten auf. Zugleich seien Ausbildungsabbrüche in Regionen wahrscheinlicher, die einen hohen Anteil an oftmals als zukunftsorientiert geltenden Branchen aufweisen.

Ein Ausbildungsabbruch bedeutet für den Lehrling allerdings nicht unbedingt das Ende seiner beruflichen Laufbahn. Zumindest jeder Zweite der Abbrecher setzt seine Ausbildung in einem anderen Betrieb oder einem anderen Berufsbild fort. Manche Forscher sprechen daher auch lieber von einer vorzeitigen Vertragslösung als von einem Ausbildungsabbruch.

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