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Solides Handwerk mit sinkender Stimmung

Drei Viertel der Betriebe bezeichnen ihre Geschäftslage als gut oder befriedigend

Das mittelfränkische Handwerk hat auch das letzte Quartal 2024 solide überstanden. Immerhin bezeichnen dem Konjunkturbericht der Handwerkskammer für Mittelfranken zufolge noch über drei Viertel der Betriebe ihre Geschäftslage als gut oder befriedigend. Die Auftragsdecke von 8 Wochen ist immer noch gut. Sie ist aber in Coronazeiten schon mal doppelt so lang gewesen. In der Konjunkturkrise vor 20 Jahren reichte der Auftragsbestand allerdings gerade mal eine Woche, erinnert sich der Hauptgeschäftsführer Elmar Forster. Für unbeschwerten Optimismus sieht er allerdings keinen Anlass: „Die Rahmenbedingungen werden deutlich schwieriger.“

Der mittelfränkische Geschäftsklimaindex der Handwerker rutsche im vierten Quartal 2024 in den negativen Bereich. Verglichen mit dem Vorjahresquartal fällt der Index aber weniger schlechter aus. Gerade in den Wintermonaten wird wetterbedingt insbesondere auf dem Bau weniger gearbeitet. Im Quartal nach dem Jahreswechsel ziehen die Geschäfte dann wieder an. Allerdings hängt die gesamte Baubranche bundesweit ziemlich durch. Im vergangenen Jahr brach die Zahl genehmigter Neubauwohnungen um knapp 17 Prozent ein. Die flaue Investitionslust der Bauindustrie schlägt zeitverzögert auf die Handwerksbetriebe in Bau und Ausbau durch.

Dem Handwerk geht es derzeit noch besser als der Industrie. Gerade die Automobilwirtschaft inklusive Zulieferer stehen erheblich unter Druck. Pkws und Wohnmobile sind der führende Exportschlager der bayerischen Wirtschaft und hatte 2024 ein – noch – steigenden Volumen von 41 Milliarden Euro. Doch die unbefriedigenden Aussichten im Automotivebereich schlagen auch lokal durch. Continental will seinen Nürnberger Entwicklungsstandort mit 140 Mitarbeitern dichtmachen und die Softwaretochter Elektrobit deutlich abspecken. Auch beim Nürnberger ZF-Standort stehen Personalkürzungen an. „Das schlägt zeitverzögert auf unsere Handwerksbetriebe durch“, fürchtet Forster. Denn in so einer unsicheren Situation halten Verbraucher ihr Geld zusammen und sparen bei ihren Alltagsausgabe. Daran leidet auch das mittelfränkischen Lebenshandwerk mit Bäckern und Metzgern. Bei denen ist die schlechte Stimmung sprunghaft angestiegen.

Bei den Erwartungen an die künftige Geschäftsentwicklung wächst die Zahl der Pessimisten auf über ein Drittel. Gerade im Bau und Ausbau ist die Stimmung gedämpft. Gleichwohl ist sich Forster sicher, dass sich eine Entscheidung für einen Beruf im Handwerk nach wie vor lohnt: „Im Handwerk kann man auf ein gesichertes Auskommen vertrauen“, sagt er auch mit Blick auf Schulabgänger, die sich zwischen Lehre und Studium entscheiden müssen.

Überraschend sprang der Indikator der Wirtschaftsforscher des ZEW beachtlich nach oben. Selbst die Einschätzung der aktuellen konjunkturellen Lage verbessert sich, allerdings nur geringfügig. Das ZEW vermuten hinter der aufgehellten Stimmung Hoffnungen auf eine handlungsfähige neue Bundesregierung.

Doch falls sich eine leichte Erholung abzeichnet, geht sie am kleinen und mittleren Unternehmen noch vorbei. Der Mittelstandsindex der Nürnberger Datev sieht nur eine verlangsamte Abwärtsbewegung. Mit Ausnahme des verarbeitenden Gewerbes (-1,9%) konnten alle Branchen im Vergleich zum Vorjahr minimale Umsatzzuwächse verzeichnen. Insgesamt steigt der Mittelstandsindex Umsatz im Vergleich zum Vorjahresmonat deshalb saison- und kalenderbereinigt nominal leicht um 1,3 Prozent. Gerade das verarbeitende Gewerbe, die industrielle Basis, zeigt eine abweichende Entwicklung. „Mit Umsatzrückgängen und Beschäftigungsabbau bleibt das verarbeitende Gewerbe ein Sorgenkind. Eine Trendwende zum Jahresanfang ist nicht zu erkennen“, kommentiert Datev-Chef Robert Mayr.