Das 13. Monitoring der Energiewende der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft – zeigt, dass der Umbau des deutschen Energiesystems in weiten Teilen stagniert. In beinahe allen Bereichen verfehlt der Ausbaufortschritt weiterhin die vorgegebenen Ziele. „Die Energiewende kommt nicht voran“, kommentiert vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. „Erneut können wir keine Verbesserungen im Vergleich zum Vorjahr erkennen. Das ist alarmierend.“
Das von Prognos erstellte 13. Monitoring der Energiewende zieht eine Zwischenbilanz für den Bund und Bayern. Dazu dienen die vier Kategorien, Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit, Energieeffizienz / erneuerbare Energien und Umweltverträglichkeit. Als Maßstab der Bewertungen dienen die selbstgesteckten Ziele der Klimaneutralität. Das Klimaschutzgesetz vom Bund sieht bis 2030 ein Minus von 65 Prozent bei den Treibhausgasen vor. Für 2045 gilt das Ziel der Treibhausneutralität. Der Freistaat zeigt sich mit dem Bayerischen Klimaschutzgesetz etwas ehrgeiziger und will bereits 2040 klimaneutral sein.
Brossardt hat daher drei Forderungen an die neue Bundesregierung. Erstens muss die neue Bundesregierung an den zentralen Zielen der Energiewende festhalten. „Der Ausbau von erneuerbaren Energien und Netzen muss deshalb massiv beschleunigt werden.“ Die bisherige Dauer von Planungs-, Genehmigungs- und Bauprozessen müsse mindestens halbiert werden. Zweitens: „Die neue Bundesregierung muss die Energiekosten für die Wirtschaft senken.“ Die energieintensive Industrie zahle deutlich mehr für den Industriestrom als etwa in Frankreich mit dem subventionierten Atomstrom. Im Vergleich zu den USA und China schneide die Wirtschaft sogar noch schlechter ab. Drittens müsse die neue Bundesregierung mehr für die Versorgungssicherheit tun. Angesichts des wachsenden Stromverbrauchs in Deutschland müsse die Stromversorgung auch bei Dunkelflauten – ohne Wind- und Solarstrom – sicher sein.
Bei der Bezahlbarkeit vom Strom durch Industrie und Haushalte stellt Prognos für Bayern die Ampel auf rot. Die Versorgungssicherheit bekommt eine gelbe Ampel. Die minimalen Ausfallzeiten bei der Stromversorgung gleichen den Verzug beim Ausbau der Stromnetze und Abriegelungen durch Netzbetreiber mangels Speicher etwas aus. Der bayerische Zubau von 1,9 GigaWatt Photovoltaik gleicht etwas den schleppenden Zubau von Windkraft im Freistaat etwas aus. Für die Abweichung nach unten vom Jahresziel stellt Prognos auch hier die Ampel auf rot. Gleiches gilt für die Treibhausgas-Emissionen, die trotz wirtschaftlicher Schwäche deutlich von den bayerischen Zielen 2030 und 2040 abweichen.
Der wachsende Anteil Erneuerbarer Energien am Strommix könnte angesichts der vergleichsweisen geringen Gestehungskosten den Strompreis senken. Prognos-Expertin Almut Kirchner verweist auf den jahreslang verschleppten Netzausbau. Nun müsse schneller mehr investiert werden. Hinzu kommen die Kosten für den Redispatch. Damit regeln Versorger die Stromerzeugung durch Wind und Sonne ab, weil das Netz an seine Grenzen stößt. Zusätzlich treiben die hohen Gaspreise für die Kraftwerke im Backup die Stromkosten hoch. Von neuen Atomkraftwerken im Freistaat hält Energieexpertin Kirchner wenig. „Atomstrom ist sehr unflexibel und ohne Subventionen teuer.“