Obwohl bundesweit die gesamte Baubranche eine schwere Krise durchlebt, zeigt sich die Nürnberger AVIV Germany mit ihrem Markenflaggschiff Immowelt zuversichtlich. Felix Kusch, Sprecher der Geschäftsführung rechnet weiterhin mit einem wachsenden Geschäft. Denn das Geschäftsmodell lebt nicht von der Anzahl der Inserenten oder der abgeschlossenen Käufe oder Vermietungen. Privatpersonen sorgen etwa für bis zu 7 Prozent des Umsatzes, rund 20 Prozent steuern die Töchter bei. Für das wesentliche Geschäft sorgt die Maklerbranche, die für rund drei Viertel des Geschäfts steht. „Mit der Ukraine-Krise hat sich der Markt gedreht – hin zu den Maklern.“
Die Immobilienvermittler leiden an der gesunkenen Kauflust bei Eigenheimen, auch weil Inflation und gestiegene Darlehenszinsen für einen Spardruck sorgen. Umgekehrt überlegt sich mancher Besitzer, lieber mit einem geplanten Verkauf auf bessere Zeiten zu warten. Daher entwickelt AVIV Germany zusätzliche Tools, die die Profis – gegen Geld – unterstützen. Für den Mietmarkt bekommen Makler beispielsweise Hilfe, die oftmals große Zahl potenzieller Mieter bei der Zusage zu priorisieren. Dafür nutzt Immowelt etwa die Informationen aus den Filtern, die die Suchenden ausgefüllt haben. Das können beispielsweise Haustiere im Haushalt sein oder das heimische üben eines Saxophonisten. „Wir entwickeln mehr Tools und Services für Makler“, hebt der Immowelt-Chef hervor. Ihm ist es aber wichtig, klarzustellen: „Wir machen kein Scoring.“
Die Algorithmen von Immowelt etablieren neue Suchformen. So soll in Zukunft etwa der statische Radius um die Stadtmitte durch intelligentere Ansätze abgelöst werden. Statt der reinen Entfernung rückt etwa die gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr in den Fokus. Ein weiterer Baustein ist die Dialogform mit Kauf- oder Mietwilligen. Aus den Angaben, warum ein Vorschlag gefällt oder nicht, lassen sich mittels Künstlicher Intelligenz passgenauere Objekte herausfiltern.
„Wir verfolgen bei unserer Strategie eine 360-Grad-Dienstleistung.“ Dazu tragen auch Special-Interest-Portale als Tochtergesellschaften bei. Dazu zählt bauen.de, ein Fachportal für Bauherren, Eigenheimbesitzer und Renovierer. Dort finden sich herstellerunabhängige Praxistipps für Heimwerker und Sanierer von Anleitungen bis hin zum Vergleich verschiedener Materialien. Über das Portal umzugsauktion.de finden sich etwa über 600 Umzugsunternehmen. Im letzten Jahr kaum noch das Portal Neuraum.de hinzu. Es bringt als Online-Hausbauplattform Bauinteressierte mit Bauunternehmen zusammen.
Zum Umsatz macht Kusch keine Angaben, sondern verweist auf die Konzernbilanz von Springer. Demnach sei für Immowelt zuletzt für 2019 ein Umsatz von 110 Millionen Euro ausgewiesen worden. Seitdem sei man zweistellig gewachsen und „wir arbeiten profitabel“. Ende letzten Jahres beschäftigte Immowelt ohne Töchter 443 Mitarbeiter, davon 320 in Nürnberg. Ein Jahr zuvor waren in den Büros im Nürnberger Nordostpark 356 Mitarbeiter tätig.