Die Gewerbeparks in Mittelfranken sind begehrte Flächen. Gerade entlang der Achse A6 von Nürnberg über Ansbach hinaus schießen die Areale wie Pilze aus dem Boden. Denn Nürnberg, Fürth und Erlangen zucken die Schultern, weil kaum noch Platz zu finden ist. Als letztes Großprojekt scheiterte die Flächensuche für das ICE-Instandhaltungswerk der Bahn im Großraum. Der stattliche Flächenbedarf von rund 35 Hektar war mit einer 400 Millionen Euroinvestition und 450 neuen Arbeitsplätzen gekoppelt. In der St. Florians-Diskussion hatte man ganz vergessen, sich die einstige Erweiterungsfläche Süd vom Hafen Nürnberg anzuschauen. Die allerdings wurde vor einer Lokalwahl als Bestandswald geadelt. Möglicherweise gäbe es sonst mit Phantasie und guten Willen das erste mittelfränkische Öko-Plus-Gewerbegebiet – statt nur in Niederbayern.
Die Regierung von Mittelfranken stellte in ihrer Reihe „Flächeneffiziente Gewerbegebiete“ das Beispiel aus der niederbayerischen Markt Langquaid vor. Damit motiviert die Regierung die Planer und Gestalter mittelfränkischer Kommunen, die Entwicklung von Gewerbeflächen innovativer zu denken. Das Beispiel Langquaid veranschaulichte außer Acht gelassenen Möglichkeiten.
Auch für Langquaid Bürgermeister Herbert Blascheck war die Idee, „Ökonomie und Ökologie zu verbinden“, am Anfang alles andere als ein Selbstläufer. Bedenken gab es wegen der Höhe des Bodenpreises und dem Wettbewerb durch Nachbarkommunen. Außerdem war für das Öko-Gewerbegebiet mit seinen 3 Hektar kein Planungsbüro zu bekommen. Die Verwaltung übernimmt dann selbst die Bauleitplanung und demonstriert, was möglich ist.
Mit neu definierten Qualitätsmaßstäben geht die Gemeinde mit 9.500 Einwohner neue Wege. Der Bebauungsplan regelt viele Maßnahmen zur Bauökologie und Nachhaltigkeit festgesetzt. Das zählt etwa, dass lediglich Erneuerbare Energien für die Strom- und Wärmeversorgung zugelassen sind. Der Bau eines Kellers führt im Sinne der Flächeneffizienz zu einem reduzierten Grundstückspreis. Statt Regenkanal zur Entwässerung verlangen die Planer eine Versickerung vor Ort. Fassaden und Dach sind unter anderem mit einer engen Farbtafel reguliert, längere Fassaden sind mit Holz oder Photovoltaik zu gliedern. Jedes Flachdach muss begrünt sein, das kleine Areal insgesamt insektenfreundlich, auch eine Zisternennutzung ist vorgeschrieben.
Die Nachfrage, so Blascheck zu den rund 60 Online-Teilnehmern, hätte für die dreifache Fläche gereicht. „Diese Entwicklung eines Gewerbegebietes ist der Standard für weitere Gewerbeflächen.“ Den zuhörenden Bürgermeistern, Bürgermeister sowie Mitarbeiter Bauverwaltungen und Wirtschaftsförderungen ermunterte er, diesem Beispiel zu folgen: „Wir sind auf der Kommunalebene die Macher.“
REG MFK: Infos zur Flächensparoffensive, nue-news.de: Bayern versiegelt 2020 täglich 116 Hektar