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Messe Altenpflege will innovative Wege zeigen

Zu der dreitägigen Altenpflege kommen voraussichtlich über 20.000 Fachbesucher

Erstmals findet in gut zwei Wochen die Branchenmesse Altenpflege als Eigenveranstaltung der NürnbergMesse statt. Zu der dreitägigen Veranstaltung kommen voraussichtlich über 20.000 Fachbesucher, um sich bei 550 Ausstellern ein Bild über neuste Produkte zu machen. Die Altenpflege wechselt alljährlich zwischen Nürnberg und Essen im nächsten Jahr. Sie gilt als Europas größter und bedeutendster Treffpunkt von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Im Unterschied zu anderen Pflegemessen liegt ein besonderer Fokus auf Innovationsförderung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit.

Pflegeheime als Pflegefall

Innovation und damit auch Reformen sind für die Branche dringend geboten. Insolvenzen bei Pflegeheimen sind mittlerweile an der Tagesordnung, weil sie ihre Kostenbudgets kaum mehr in Griff bekommen. Werden zudem angesichts fehlender Fachkräfte, die vorgegebenen Personalschlüssel nicht eingehalten, müssen Abteilungen dicht machen. Dann geht die Kalkulation nicht mehr aus. Bundesweit meldeten in den letzten 18 Monaten über 1.000 Häuser Insolvenz an oder machten ihren Betrieb vorher dicht.

Dabei ist der Pflegemarkt ein Wachstumsmarkt. So springt die Zahl der Pflegebedürftigen durch ambulante Dienste und vollstationären Pflegeheimen von derzeit 1,8 Millionen Menschen um über die Hälfte auf über 2,7 Millionen im Jahr 2050. Allerdings findet der Löwenanteil von Pflege zu mehr als 80 Prozent in den eigenen vier Wänden – mit oder ohne Pflegedienst – statt. In Bayern zählte das Landesamt für Statistik Ende 2023 gut 2.150 Pflegeheime mit fast 140.000 Plätzen zur Verfügung. Das war im Vergleich zum Coronajahr 2021 ein Rückgang von 0,5 Prozent.

Armutsrisiko Pflegefall

Wer im Alter in ein Pflegeheim umsiedeln muss, stößt schnell an seine finanziellen Grenzen. Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) bezifferte die Gesamtkosten für einen Heimplatz Ende 2024 auf durchschnittlich 4.701 Euro. Nach Abzug von Pflegekasse und Pflegeversicherung bleiben dann im Schnitt 2.424 Euro pro Monat übrig, die der Heimbewohner berappen aus eigener Tasche muss. Für ein knappes Drittel der Bewohner springt daher auch die Sozialhilfe ein.

Welche Botschaften der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Lauterbach zum Messeauftakt mit nach Nürnberg bringt, ist offen. Themen wie Personalbemessung, Digitalisierung, Pflegedokumentation und neue Versorgungskonzepte stehen auf dem begleitenden Messekongress der Altenpflege groß auf der Agenda.

Modell „Stambulant“

Ein Versorgungskonzept hat bislang trotz Lauterbachs gegenteiliger Zusagen noch den Weg in die Regelversorgung gefunden. Das Pflegeunternehmen Benevit hat schon vor Jahren in Baden-Württemberg das Modell „Stambulant“ entwickelt. Das stambulante Konzept durchbricht die bürokratische Trennung von Ambulant und Stationär in den Sozialgesetzbüchern. Das ist so zwar nicht vorgesehen, senkt aber im Modellbetrieb die Kosten für die Bewohner um circa 1.000 Euro. Gleichzeitig steigen Qualität und Zufriedenheit. Dafür organisieren Bewohner, Pflegekräfte und Angehörige gemeinsam die Versorgung in einer Art Hausgemeinschaften und sind damit das Herz des „Mitmachheim“. In Baden-Württemberg gelang dem Konzept nach achtjähriger Modellphase der Sprung in die Regelversorgung.