Sowohl die inkonsistente Förderpolitik als auch die anhaltende Diskussion um die Technologieoffenheit belasten den Kauf von E-Autos. Hinzu kommt als Variante der german angst die sogenannte Reichweitenangst, also die Sorge, bei leerer Batterie keine Ladesäule in der Nähe zu finden. Vor diesem Hintergrund waren rein elektrisch betriebene Pkws (BEV) im Freistaat fast schon ein Ladenhüter und spiegeln die Haltung verunsicherter Käufer wider. Die Zulassungszahlen von E-Kfzs brachen um fast ein Viertel ein. Ob bei den sinkenden Tesla-Verkäufen noch ein spezieller Musk-Effekt als DOGE-Kopf hinzukommt, wird sich noch herausstellen. Für dieses Jahr erwartet der Branchenverband VDA einen staatlichen Sprung bei Neuzulassungen von rein-batterieelektrischen Fahrzeugen. Denn beim Verfehlen der von der EU vorgegebenen CO2-Flottenregulierung für dieses Jahr drohen den Autoherstellern saftige Strafzahlungen. Daher prognostiziert der Verband ein bundesweites Plus von rund drei Viertel.
Die Reichweitenangst ist allerdings eher gefühlt. Immerhin peilt der Freistaat auch mit Blick auf die Automobilindustrie bis 2030 landesweit 100.000 öffentliche Ladepunkte an. Sie sollen sogar möglichst barrierefrei zugänglich sein. Nach guter deutscher Manier gibt es die im letzten Jahr veröffentlichte DIN SPEC 91504 „Barrierefreie Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge“.
Aus dem bayerischen Plan ergeben sich für Mittelfranken entsprechend der Bevölkerungsverteilung ein Ziel von rund 14.000 Ladepunkte. „Der Regierungsbezirk ist auf einem guten Weg“, konstatiert die Nürnberger Technologie- & Wissenstransferagentur Bayern Innovativ. Dort ist auch die Kompetenzstelle Elektromobilität Bayern angesiedelt.
Ein wichtiger Treiber beim Ausbau der E-Infrastruktur ist der kommunale Versorger N-ERGIE. Er hat im letzten Jahr 200 Ladepunkte der Öffentlichkeit übergeben. So gingen beispielsweise 2024 Ladestationen in Schwanstetten, Rednitzhembach oder Roßtal ans Netz. In Summe zählte die N-ERGIE in Mittelfranken bis November 2024 insgesamt 3.729 Ladepunkte, rund 700 mehr als im Jahr 2023. Der Großteil davon sind überwiegend Normalladepunkte (AC), ein knappes Drittel Schnelllader (DC).
Für das Jahr 2025 plant die N-ERGIE, den Ausbau mindestens konstant zu halten. Das wäre dann ein Ausbautempo besser als der Gesamtmarkt, der Versorger rechnet für das laufende Jahr insgesamt mit einem schwächeren Zuwachs.
Die Ladepunkte der N-ERGIE sind Teil der Initiative LadeVerbundPlus, einer Kooperation von 68 kommunalen Stadt- und Gemeindewerken in Nordbayern. Sie wollen die Ladeinfrastruktur flächendeckend in der Region auszubauen. Über die App von LadeVerbundPlus lässt sich das einheitliche Zugangssystem freischalten. Zudem profitieren Stromkunden der N-ERGIE an allen Ladestationen von LadeVerbundPlus von einem Rabatt. Sie betanken ihr E-Fahrzeug günstiger als nach dem regulären N-ERGIE-Tarif von 48 Cent an Normalladestationen und 58 Cent an Schnellladestationen pro Kilowattstunde (bisher 54/64 Cent). Über die Frequentierung der einzelnen Standorte gibt der Nürnberger Versorger aus Wettbewerbssicht keine Auskunft.
Die Ladevorgänge pro Ladepunkt haben sich den Zahlen von Bayern Innovativ zufolge bayernweit in den letzten fünf Jahren auf gut 300 pro Jahr verdreifacht. Dieser Durchschnittswert sagt allerdings noch nichts darüber aus, welche Ladeinfrastruktur sich schon heute verlustfrei betreiben lässt. Das hängt unter anderem von der Siedlungsstruktur, dem Mobilitätsverhalten aber auch die Nähe zu verkehrsreichen Strecken ab. Daher stellen Förderprogramme einen wesentlichen Treiber für den Ausbau dar. Es scheint vergleichbar mit den Fördertöpfen bei den E-Neuzulassungen zu sein. Nach dem abrupten Wegfall der E-Prämie brach auch der Absatz der Neuzulassungen ein. Immerhin hat der Freistaat das Ladenetz bislang mit über 50 Mio. Euro gefördert. Darüber hinaus entscheidet der Standort mit über die Wirtschaftlichkeit. Schnelllader an gut frequentierten Ladeorten sind aus Sicht von Bayern Innovativ schon heute wirtschaftlich, bei einzelnen Normalladesäulen sei dies eher schwierig.