Die Konjunktur im vierten Quartal 2020 im mittelfränkischen Handwerk leidet am zweiten Lockdown. Die zweite Corona-Infektionswelle stoppte die im Herbst begonnene Erholung. „Die Stimmung im mittelfränkischen Handwerk trübt sich ein und wird inhomogen“, konstatiert Elmar Forster, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Mittelfranken.
Forster meint damit einerseits die ungleiche Branchenentwicklung. Bauhaupt- und Baunebengewerbe freuen sich über eine stabile Auslastung. Andererseits mussten viele sogenannte Ladenhandwerker, wie Friseure, Kosmetiker und Goldschmiede, ihr Geschäfte im Weihnachtsgeschäft dicht machen. Aber auch innerhalb einiger Sparten war die Lage inhomogen. Bäcker mit Café oder Metzger mit Catering zählen zu den Verlierern. „Die haben ein echtes Problem.“ Dagegen profitierten Bäcker mit viel Laufkundschaft in Lockdown-Zeiten und Metzger mit „ToGo“-Angeboten.
Aber auch regional zeigt sich die Lage inhomogen. Kleinere Betriebe im ländlichen Raum zeigen eine höhere Resilienz. Das liegt etwa an geringeren Fixkosten. Auf dem Land sind die Mieten nicht so hoch oder die Betriebe arbeiten im Eigentum. Zudem haben Kleinbetriebe eher eine Versorgungsfunktion für private und öffentliche Haushalte. Das macht sie für konjunkturelle Abschwünge weniger anfällig. Außerdem arbeiten sie eher autark und sind weniger in Lieferketten der Industrie eingebunden.
In Summe ist die Lage allerdings besser als befürchtet. Die Gesamtzufriedenheit mit der Geschäftslage liegt bei fast drei Vierteln. Der Blick in die Zukunft ist vergleichsweise positiv. Mehr als zwei Drittel erwarten verbesserte oder zumindest gleiche Geschäfte.
Sicherer Arbeitgeber
Die Beschäftigungssituation im mittelfränkischen Handwerk beschreibt Forster als stabil. So mancher Facharbeiter käme sogar ins Nachdenken, weil er für 300 Euro mehr in einen großen Industriebetrieb gewechselt ist. Dort würden schon mal tausende Jobs in der Pandemie gestrichen. Für das kommende Ausbildungsjahr haben die Betriebe noch rund 900 freie Lehrstellen. „Wir haben sicherer Arbeit“ wirbt die Handwerkskammer für Lehre statt Studium. Für Forster ist klar: „Es gibt immer mehr Mundwerker und weniger Handwerker.“
Angst vor Zombi-Unternehmen
Die Politik hat die Insolvenzordnung für wackelige Betriebe erleichtert. Forster sieht allerdings die Gefahr, dass Handwerksbetriebe im Auftrag größerer Auftraggeber Waren einkaufen und aus eigener Tasche vorfinanzieren. Entpuppt sich der Auftraggeber als – praktisch insolventes – Zombi-Unternehmen, „schaut der Handwerker mit dem Ofenrohr ins Gebirge“. Das sind für Forster „die größten Sorgen“. In Einzelfällen sind sie bereits passiert.