Die Träume der mittelfränkischen Unternehmen von einem konjunkturellen „V“ – schnell runter und schnell wieder rauf – sind ausgeträumt. Der zweite Lockdown hat die im Herbst leicht positiven Geschäftserwartungen wieder in den negativen Bereich gedrückt. Zu diesem Ergebnis kommt die mittelfränkischen Konjunkturumfrage der IHK Nürnberg.
Insbesondere Einzelhandel, Gastgewerbe, verbrauchernahen Dienstleistungen und Veranstaltungsbranche drücken den IHK-Konjunkturklimaindex wieder deutlich in den negativen Bereich auf 84,9 Punkte. Im Corona-Frühjahr 2020 stürzte die Stimmung auf 70 Punkte ab.
Aktuell beurteilen 27 Prozent der Befragten ihre derzeitige Geschäftslage als gut, weitere 27 Prozent sind zufrieden. Doch 46 Prozent schätzen die Lage als schlecht ein. Der Saldo liegt damit bei minus 19 Punkten. Auch die Geschäftserwartungen der mittelfränkischen Betriebe fallen zum Jahreswechsel zurück ins Negative, die Pessimisten gewinnen wieder die Oberhand.
Hinter dem Gesamtindex verbirgt sich jedoch eine äußerst differenzierte Geschäftsentwicklung in einzelnen Teilbranchen und Betrieben. Das Konsumklima ist zwar ähnlich stark wie im ersten Lockdown eingebrochen. Die Umsätze in Industrie, Bauwirtschaft, Großhandel und IT-Dienstleistungen zeigen sich laut Konjunkturumfrage aber erfreulich stabil.
In der mittelfränkischen Industrie setzt sich die Erholung seit Herbst auf breiterer Basis fort. Die Unternehmen wollen ihre Investitionen wieder etwas hochfahren und auch ihre Belegschaften leicht vergrößern.
Dank guter Auftragslage bleibt die Stimmung in der Bauwirtschaft gut. Allerdings wächst hier die Skepsis. Denn die private und öffentliche Nachfrage könnte angesichts der Pandemie von ihrem hohen Niveau abflauen.
In der Sparte unternehmensnahe Dienstleistungen zeigen sich überdurchschnittliche Entwicklungen vornehmlich bei den IT-Dienstleistern. Transport-, Lager- und Logistikdienstleister geben unterdurchschnittliche Ergebnisse zu Protokoll.
Der Handel zeigt sich völlig gespalten. Die Groß- und Außenhandelsbetriebe positionieren sich überwiegend zufrieden und zuversichtlich. Lagebeurteilung und Erwartungen im Einzelhandel brechen dagegen erneut ein. Naturgemäß reichen Online-Versand oder Click&Collect für gelockdownte Betriebe nicht ansatzweise aus, um die stationären Einbußen auszugleichen.
Viele befragte Unternehmen fordern eine bessere Planbarkeit. „Ohne klare Öffnungsperspektiven ist ein schwungvoller wirtschaftlicher Neubeginn nicht in Sicht“, so IHK-Präsident Dr. Armin Zitzmann.
Bundesweit erwarten Unternehmen, dass die Corona-Beschränkungen noch bis Mitte September andauern. Das hatte jüngst das Münchner ifo Institut konstatiert. Bei den einzelnen Branchen pendelten die Einschätzungen in einem engen Korridor von 7,2 bis 7,5 Monaten.