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IW: „Geringes Sprachniveau = geringe Beschäftigung“

wbv - IW jeder fünfte Betrieb beschäftige viele Mitarbeiter die kaum lesen können

Fast die Hälfte der Unternehmen bundesweit beschäftigen auch Mitarbeiter, die praktisch kaum lesen und rechnen können. Das berichtet Michael Hüther, Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) beim Herbstgespräch der vbw Bezirksgruppe Mittelfranken. Aus einer IW-Befragung weiß er auch, dass jeder fünfte Betrieb viele Mitarbeiter beschäftige die kaum lesen und schreiben können, mit Mathe sei es ähnlich. Das Problem angesichts des demografischen Wandels sowie des Fach- und Arbeitskräftemangels: „Geringes Sprachniveau ist gleich geringe Beschäftigung.“

Von der von Ex-Bundeskanzlerin Merkel 2008 ausgerufene Bildungsrepublik Deutschland sei nicht mehr viel übrig geblieben. Eigentlich wollte man nach dem PISA-Schock Anfang der 2000 Jahre die Bildungsmisere aktiver bekämpfen. Heute liege die Republik zwar noch knapp über dem OECD-Durchschnitt. Man müsse sich aber die Frage stellen: „Welchen Anspruch haben wir?“ Laut Hüther gelingt es immer schlechter, Geflüchtete der ersten Generation bei Sprachbefähigung und Mathe zu integrieren. „Diese Grundbildungsdefizite setzen sich dann bei den Erwachsenen fort.“

Mit Blick auf die Transformation hin zur Dekarbonisierung sieht der IW-Chef die duale Ausbildung vorn. Für Umbau und Neuausrichtung der Unternehmen seien „Future Skills“ gefragt. Damit meint er die Berufe, die sich mit Solar, Windkraft, Mechatronik und Ähnlichen beschäftigen. „In diesem konkreten Fall brauchen wir nicht so viel Sozilogen und Betriebswirte.“ Den Betrieben riet er, beim der Neuausrichtung auf neue Kompetenzen auf „Weiterbildung statt Recruiting“ zu setzen.

Bayern gehen Arbeitskräfte aus

Zuvor betonte Harald Hubert, vbw Chef der Bezirksgruppe Mittelfranken, zum Auftakt des Herbstgespräch zur „Zukunft der Arbeit“, dass die gegenwärtige Struktur- und Konjunkturkrise sowie die Standortschwäche die Arbeitskräftenachfrage dämpfen. Er befürchtet hier zunehmend ein Mismatch zwischen Arbeitsnachfrage und Arbeitsangebot: „Wir sehen steigende Arbeitslosigkeit bei gleichzeitigem Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel, der seine Ursachen vor allem in der demografischen Entwicklung hat. Per Saldo rechnen wir bis 2035 damit, dass in Bayern rund 400.000 Arbeitskräfte und Fachkräfte fehlen werden.“

Er hebt „Arbeit als sinnstiftende Tätigkeit“ hervor und kritisiert die Wünsche nach einer Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich. „Das macht die Arbeit um 9,4 Prozent teurer.“ Mittlerweile gebe es bereits auch schon mal „Null-Bock-Tage“. Da könne man zu Haus bleiben, wenn man sich nicht nach Arbeit fühle. Das ist für Haupt keine Option: „Noch keine Industrienation hat den internationalen Wettbewerb dadurch für sich entschieden, dass sie weniger gearbeitet hat.“

Beitragsbild: Michael Hüther (re.), Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) im Gespräch mit Harald Hubert, vbw Vorstandsvorsitzender der Bezirksgruppe Mittelfranken.

nue-news.de: vbw: digitale Infrastruktur hinkt Anforderungen hinterher