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Handwerkskammer besorgt um Mitgliedsbetriebe

Handwerk: Robuste Lage, trübe Erwartungen

Nach der Corona-Pandemie setzen nun die Kosten für Energie Verbraucher und Unternehmen erheblich unter Druck. Die Handwerkskammer für Mittelfranken zeigt sich besorgt um ihre knapp 23.000 überwiegend kleinen und mittleren Firmen. „Denn im aktuellen Entlastungspaket ist der Mittelstand und damit auch der Bäcker und Metzger von nebenan, um nur einige Beispiele zu nennen, schlicht nicht berücksichtigt worden“, konstatiert Hauptgeschäftsführer Elmar Forster. Dabei sei eine sichere und bezahlbare Energieversorgung die Grundvoraussetzung, damit die Wirtschaft der Bundesrepublik Deutschland und damit auch das Handwerk weiter so erfolgreich arbeiten kann wie in der Vergangenheit. Allein die Handwerksbetriebe in Mittelfranken beschäftigen gut 122.000 Menschen. Sie erwirtschaften insgesamt einen Umsatz von gut 12,9 Milliarden Euro im Jahr.

Als Beispiel nennt Forster den Allersberger Kfz-Betrieb Auto-Einmal-Eins (AEE). Geschäftsführer Thomas Endres erhielt Mitte August die Info seines Gasversorgers, dass sich ab 1. Oktober der monatliche Gasabschlag auf 8.000 Euro erhöht. Im Vergleich zum Jahr 2020 wäre das fast das Zehnfache, gegenüber dem letzten Jahr immerhin noch fünfmal mehr. „Es war ein richtiger Schock“, so Automobilkaufmann Endres. „Wenn das wirklich so kommt, sperren wir lieber zu.“

Neben der Suche nach einem günstigeren Anbieter durchforstet Endres seinen Betrieb nach Einsparpotenzial. Die bereits früher geplante Photovoltaikanlage bekam wegen Denkmalschutzes in der Umgebung keine Genehmigung. Deshalb will er jetzt die Werkstatt von der Gasversorgung abkoppeln, die immerhin für mehr als die Hälfte des Gasverbrauchs steht. Statt grüner Energie vom Dach will er kurzfristig die Werkstatthalle für ein bis zwei Jahre mit einer Puls-Air-Heizung betreiben. Die verbrennt zwar fossiles Heizöl, ist allerdings um die Hälfte effizienter. Außerdem gehe es ihm auch schlicht um „Versorgungssicherheit“. Schon jetzt ist Endres klar, dass in der kalten Jahreszeit die Fahrzeugausstellung von AEE nicht beheizt wird. Die Beleuchtung ist bereits auf LED umgestellt, jetzt sollen Bewegungsmelder weiter beim Sparen helfen. Zusätzlich werden Mitarbeiter für diesen Winter in einem Büro zusammengelegt, um die Raumtemperatur effizient zu nutzen.

„Die Politik weiß, der Mittelstand ist leidensfähig“, bringt es Endres auf den Punkt. „Und wir sind zu klein, um einen richtigen Aufstand zu machen.“ Eigentlich hätte er nach dem staatlichen Energiekostendämpfungsprogramm (EKDP) Anspruch auf Beihilfen. „Ich habe mir das angeschaut, der Aufwand für die zig-Seiten war zu groß, der Ausgang zweifelhaft.“ Zudem sei seine Frau derzeit schon wochenlang mit dem Prüfprozess beschäftigt, ob AEE das erhaltene Corona-Kurzarbeitergeld tatsächlich zu Recht erhalten hat. „Wer tut sich dann noch einen EKDP-Antrag an?“

nue-news.de: Mittelfränkisches Handwerk bleibt weiter robust