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Fair Toys verleiht erstes Spielzeug-Siegel

Fair Toys verleiht erstes Spielzeug-Siegel

Der Nürnberger Verein Fair Toys Organisation (FTO) verleiht erstmals sein Siegel für verantwortungsvolle Spielwarenproduktion. Damit erhalten Spielzeugkäufer erstmals eine aussagekräftige Orientierung über die Produktions- und Arbeitsbedingungen bei der Herstellung. „Bislang wurden Verbraucher allein gelassen, wenn sie faires Spielzeug kaufen wollten“, sagt FTO-Vorstandsfrau Helga Riedl. Und FTO-Vorstandskollege Maik Pflaum ergänzt mit Blick auf bestehende Spielwarensiegel: „Bislang hat sich die Wirtschaft nur selbst kontrolliert, das hat nur bedingt Aussagekraft.“

In dem 2020 in der Spielzeugstadt Nürnberg gegründeten Verein entscheiden über die Kriterien zwei Kammern. In einer finden sich zivilgesellschaftliche Gruppen. Dazu zählen beispielsweise die Christliche Initiative Romero, Mission EineWelt, das Nürnberger Bündnis Fair Toys oder das Nürnberger Menschenrechtszentrum. In der zweiten Kammer bündeln Branchenunternehmen ihre Interessen. Im harten Ringen haben wir „hohe Standards ausgehandelt“, konstatiert Riedl.

Die ersten beiden Siegel gingen an das Coburger Familienunternehmen Heunec mit seinen Plüschteddys und den Anbieter von Konstruktions- und Lernspielzeug Plasticant Mobilo. Für Sie mussten einen vierstufigen Prozess durchlaufen und die Kriterien eines „Fair Performance Check“ erfüllen. Im Fokus stehen Sozial- und Umweltstandards an eigenen Standorten der Unternehmen sowie bei den unmittelbaren Lieferanten. Darüber hinaus gilt es, Arbeits-, Sozial und Umweltbedingungen kontinuierlich zu verbessern.

Fair Toys verleiht erstes Spielzeug-Siegel
Fair Toys Organisation (FTO) vergibt erstmals im Spielzeugmuseum 2 Fair Toy Siegel: Helga Riedel (FTO), Maik Pflaum (FTO), Barbara Fehn-Dranhsfeld; (Heunec), Harald Bolsinger (Professor für Wirtschaftsethik) und Josephine Dransfeld (Heunec). Foto: Thomas Tjiang

Das Siegel versteht sich nicht als Momentaufnahme, sondern als Engagement in die richtige Richtung. „Alles andere wäre unseriös“, unterstreicht Pflaum. Denn Teddys, Brettspiele oder Modellautos haben eine lange Lieferkette, teils mit 100 bis 500 Vorlieferanten. Da könne man in Sachen menschenrechtlicher Sorgfalt nur Schritt für Schritt vorgehen.

„Wir sind nicht in allem perfekt“ räumt Heunec-Chefin Barbara Fehn-Dransfeld ein, obwohl sie sich seit Jahrzehnten für gerechtere Spielzeugproduktion einsetzt. „Wir können soziale Aspekte gestalten“, ist ihr Credo. Dabei dürfe man in der Wirtschaft weder die Corona-Pandemie noch den Ukrainekrieg dazu benutzen, die eigenen Ansprüche aufzuweichen. Für ihr Traditionsunternehmen sei eine Herausforderung gewesen, den erreichten Status und anstehende Etappen zu dokumentieren und Produzenten in Fernost mit ins Boot zu holen. „Das ist ein langfristiges Vorhaben.“

Harald Bolsinger, Professor für Wirtschaftsethik an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt, begleitet den FTO aus wissenschaftlicher Sicht und pflichtet dem Tenor bei: „Der Fair Performance Check ist nie fertig, er wird laufend weiterentwickelt.“ Er hofft auf Impulse und Orientierung beim Kauf von Spielzeug im Laden, die für ihn alternativlos ist. „Wir brauchen auf der Welt diese Nachhaltigkeit, sonst schafft sich die Menschheit selbst ab.“

Der FTO hofft darauf, dass die Check-Kriterien Vorbild für das Lieferkettengesetz werden. Es gilt seit Jahresbeginn für zunächst große Firmen. Pflaum sieht aber in der inhaltliche Ausgestaltung Lücken. „Die lassen sich mit unserer Vorarbeit füllen.“ deutschlandfunk/neues-siegel-fuer-faires-spielzeug, nue-news: Spielzeug – kein Kinderspiel für chinesische Arbeiter