Das Elektronikwerk Fürth von Siemens hat den Umbau in eine bessere Zukunft geschafft. Der 1954 gegründete Produktionsstandort brummt nach dem Stellenabbau vor fünf Jahren wieder. Mittlerweile zählt das Werk zu einer tragenden Säule als konzerneigener Fertigungs- und Entwicklungsstandort, sagt Standortleiter Roland Melzer. Der Fokus liegt auf Fabrikautomation und industrieller Schalttechnik. Früher lag der Fokus auf per Hand montierten, individuelle Sonderlösungen für den Bereich Automatisierung mit kleinen Stückzahlen.
Heute übernehmen mehrere Produktionslinien eine automatisierte Herstellung von sogenannten Human-Machine-Interface-Panels. Diese speziellen Bildschirme visualisieren im maschinennahen Bereich beispielsweise Daten zum aktuellen Energiemanagement. So lässt sich etwa der gesamte Stromverbrauch einer Fertigungslinie oder eines Teils davon in Echtzeit anzeigen, inklusive den aktuellen Stromkosten, den CO2-Output und dem Anteil des Solarstroms. Dieses Feature ist laut Melzer aktuell von Mittelständlern groß nachgefragt.
Smart Factory als Demonstrationsobjekt
Gleichzeitig dient die „Smart Factory“ in Fürth auch als Demonstrationsobjekt, um Kunden das Potenzial von Digitalisierungs- und Automatisierungslösungen von Siemens im Echtbetrieb zu zeigen. So werden beispielsweise die zu verbauenden Leiterplatten zunächst automatisiert optisch geprüft, es folgt später eine weitere Stichprobe. Am Ende wird jede Baugruppe des fertigen Panels noch einmal elektronisch geprüft. Ein autonomer Gabelstapler holt die vollen Paletten ab und sortiert sie im Lager für den Versand ein. Melzer ist stolz darauf, dass sich in den letzten zwei Jahren das Produktionsvolumen pro Fläche mehr als verdoppelt hat.
Rund 1.600 Mitarbeiter sind in einem 18-Schicht-Betrieb mittlerweile auch Samstag und Sonntag in Regelarbeitszeit beschäftigt. Nach der Übernahme von rund 70 Zeitarbeitern werden aktuell weitere 87 Jobs für Produktion und Büro offensiv beworben.
Beim Standortbesuch von Fürths Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung und Wirtschaftsreferent Horst Müller zeigte Melzer auch eine besondere Kostprobe aus dem eigenen Digital Experience Lab. Mittels einer VR-Brille lassen sich alle relevanten Produktionsdaten in Augenschein nehmen. In Entwicklung befindet sich zudem eine virtuelle Animation von Bauteilen, die virtuell vergrößert, verkleinert oder gedreht in Augenschein genommen werden können.
Bild: Fürths OB Thomas Jung testet die VR-Brille, neben ihm Wirtschaftsreferent Horst Müller, links von ihm Standortleiter Roland Melzer.