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Ein Viertel der IHK-Azubiplätze unbesetzt

Jeder vierte IHK-Ausbildungsplatz in Mittelfranken ist 2024 unbesetzt geblieben

Die gute Nachricht zuerst: 2024 stiegen die tariflichen Ausbildungsvergütungen in Deutschland im Schnitt um 6,3 Prozent über alle Ausbildungsjahre hinweg auf 1.133 Euro brutto. Erstmals war auch die Bezahlung der Azubis in West- und Ostdeutschland nahezu identisch. Für die Karrierestarter in Industrie und Handel gab es im Durchschnitt 1.181 Euro. Doch trotz Vergütung und Perspektiven gab es in Mittelfranken exakt 7.836 neue Ausbildungsverträge in IHK-Berufen. Damit ist die Zahl mit plus 0,1 Prozent auf dem Niveau des Vorjahres geblieben. Immerhin ist das Vor-Corona-Niveau von 2019 quasi erreicht, freut sich Stefan Kastner, Leiter des IHK-Geschäftsbereichs Berufsbildung. Der Wermutstropfen: „Jeder vierte Ausbildungsplatz in Mittelfranken ist unbesetzt geblieben.“ Insgesamt gibt es derzeit 18.521 Azubis im Rahmen ihrer zwei- bis dreieinhalbjährigen Ausbildung in Industrie, Handel und Dienstleistung.

Für die offen gebliebenen Ausbildungsplätze fanden sich keine oder keine geeigneten Bewerber. Doch Kastner will nicht in die Klage der fehlenden Ausbildungsreife bei Jugendlichen einstimmen. Im Gegensatz zu früher müssten sich Ausbilder allerdings etwas mehr engagieren, „bis bei den Jugendlichen der Knoten platzt“. Ungemach sieht er in diesem Jahr bei den Schulabsolventen. Durch die Umstellung vom G8 auf das G9 an den Gymnasien kommen rund 4.000 mittelfränkischen Schüler mit allgemeiner Hochschulreife auf den Ausbildungsmarkt.

Die technischen Berufe verzeichnen 2024 mit 2.808 neuen Ausbildungsverträgen ein Minus von 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Bereich der Metalltechnik stiegen die neuen Azubiverträge um rund 8 Prozent. Insbesondere Berufsbilder wie Industriemechaniker und Mechatroniker legten deutlich zu. Unerwartet stark ist der deutliche Rückgang bei Fachinformatiker mit Fachrichtung Anwendungsentwicklung und Fachrichtung Systemintegration. Diese Ausbildungsgänge führten zuletzt das Ranking der beliebtesten technischen Berufe an.

In den kaufmännischen Berufen wuchs die Zahl der Azubiverträge um 1 Prozent auf 5.028. Bemerkenswerte Zuwächse verzeichnen die Finanzberufe in Banken und Versicherungen. Die Lust auf einen Beruf im Hotel- und Gaststättengewerbe (HoGa) ist ebenfalls deutlich im Plus. Hier sorgen junge Vietnamesen für eine positive Bilanz. Im letzten Jahr kommt jeder zweite Berufsstarter aus Fernost. Über alle IHK-Berufs hinweg liegt die Zahl neuer Azubis ohne deutschen Pass bei 20 Prozent. Darunter finden sich EU-Bürger, genauso wie die angeworbenen Vietnamesen, aber auch Geflüchtete.

Erneut hat die IHL auch im letzten Jahre viele Angebote durchgeführt, um Jugendliche und Ausbildungsbetriebe zu unterstützen. Engagierte Azubis haben als „IHK-AusbildungsScouts“ in 300 Einsätzen an allgemeinbildenden Schulen über 6.000 Schüler über duale Ausbildung und Karrieremöglichkeiten informiert. Mit der neuen mobilen Beratungsbox waren die IHK-Bildungsberater bei 14 Einsätzen direkt vor Ort in den Schulen. Zu den seit Jahren etablierten Vermittlungsbörsen zum Matching zwischen Jugendlichen und Ausbildungsbetrieben kam zuletzt im Januar eine „Nachrücker-Börse“ hinzu. Zielgruppe sind Jugendliche, die ihre Probezeit in der Ausbildung oder an der Fachoberschule nicht bestanden haben. Die erste IHK-AzubiChallenge im letzten November nutzten 18 Unternehmen mit 80 Azubis sowie etwa 400 Schüler, um Ausbildungsverträge zum September 2025 anzubahnen.