Der Schwabacher Knäcke-Bäcker Dr. Karg nimmt aktuell seinen Erweiterungsbau in Betrieb. Mit zusätzlich rund 9.000 Quadratmetern verdoppelt sich die Produktionsfläche knapp auf 20.000 Quadratmeter. Dort entsteht die Fertigung für die neue, glutenfreie und saatenreiche Cracker-Linie. Firmenchef Klaus Karg sieht hier ein großes Potenzial. In den USA haben sich glutenfreie Backwaren längst am Markt etabliert, in Deutschland hinke die Entwicklung noch hinterher.
Betriebswirt Karg bewegt sich konsequent in Spezialmärkten: „Außerhalb der Nische hätten wir keine Chance.“ Dafür hat es sich vom klassischen Bäckereisortiment verabschiedet und konzentriert sich auf Knäcke-Varianten – im hauseigenen Wording „Knusper-Kreationen“. Rund 80 verschiedene Produkte führt das Schwabacher Familienunternehmen.
Die Nische machts
Die Nische, die Karg besetzt, ist die Basis seiner Wachstumsstory. „Unsere Erfolgsgeschichte konnte ich mir so nicht vorstellen“, sagt der Unternehmer in dritter Generation. Großvater und Bäckermeister Hans Karg eröffnete 1950 mit Frau Babette die „Fränkische Dorfbäckerei Karg“ in Wolkersdorf – heute ein Gemeindeteil der Stadt Schwabach. Vater und Bäckermeister Heinz Karg übernimmt 1960 den väterlichen Betrieb und baut ein stattliches Filialnetz mit bis zu zwölf Geschäften auf. 1997 übernimmt Klaus Karg den Familienbetrieb. Der BWLer hat zwar keine Bäckerausbildung, ist aber praktisch zwischen Mehl und Backofen aufgewachsen.
Diese Nähe zum handwerklichen Produzieren prägt bis heute sein Geschäft. Rohstoffe stammen nach Möglichkeit aus der Region. Der Teig wird noch traditionell geknetet und bekommt Zeit, sich zu entwickeln. Seine Waren bleiben bei niedrigen Temperaturen länger als eine Stunde im Ofen und werden schonend gebacken – „andere Knäcke-Bäcker machen das mit großer Hitze in maximal 20 Minuten“. Das ist zwar erheblich aufwendiger und damit auch teurer: Aber „das Produkt hat einen anderen Biss und vor allem ein viel besseres Aroma“, zeigt sich der 60-Jährige überzeugt.
Dr. Karg in Zahlen
Die Familienbäckerei beschäftigte zuletzt rund 250 Mitarbeiter. Heute gehen 55 Prozent ihrer Backprodukte insbesondere an Supermärkte und Discounter ins Ausland, hauptsächlich wegen der räumlichen Nähe nach Europa, aber auch Australien oder die Vereinigte Arabische Emirate greifen bei Dr. Karg zu. Jedes zweite Produkt findet sich als Eigenmarke seiner Kunden im Regal wieder.
Beim Umsatz hält sich Kommanditist Karg bedeckt. Die Entwicklung zeichne sich durch ein „ziemlich kontinuierliches Wachstum“ aus, zuletzt habe er das Geschäft im „deutlich zweistelligen Millionen-Euro-Bereich abgeschlossen“. Wie dieses Jahr ausgehen wird, lässt er offen. In der ersten Welle der Corona-Pandemie habe er noch spürbar vom Trend profitiert, verstärkt Bio-Lebensmittel zu kaufen. Mittlerweile zeige sich eine gewisse Verunsicherung bei den Verbrauchern, die angesichts der Pandemie-Dauer ihr Geld vorsichtig zusammenhalten.