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Diehl: „In Summe ein gutes Jahr“

Familienkonzern Diehl verbucht 2023 ein Umsatzplus auf 3,9 Milliarden Euro

Der Nürnberger Technologie- und Rüstungskonzern Diehl profitiert von der Beharrlichkeit des 2017 verstorbenen Firmenpatriarchen Thomas Diehl. Der hatte bis zuletzt an der Rüstungssparte Defence festgehalten obwohl es unter den fünf Teilkonzernen der zweitkleinste war. Mit der russischen Invasion in der Ukraine und einem neuen Verteidigungsbewusstsein in Europa hat sich das gedreht. Der zuvor schon positive Trend hat durch die Zeitenwende katapultiert den Spartenumsatz um 40 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Insgesamt verbucht der Familienkonzern 2023 ein Umsatzplus von 10 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro. „Es war in Summe ein gutes Jahr“, sagt Finanzvorstand und Vorstandsvize Jürgen Reimer. Konzernweit stieg die Zahl der Beschäftigten um 1.115 Personen auf 17.665 Mitarbeiter weltweit. Neben der Sparte Defence mit 582 Fachkräften verstärkte sich Aviation um 443 Köpfe.

Die Rüstungssparte profitierte vom Mehrbedarf für Landes- und Bündnisverteidigung. Ein wichtiger Impulsgeber war das Luftabwehrsystem IRIS-T SLM. „Wir sind bei einer Distanz von 40 Kilometern das Maß aller Dinge“, ist sich der Chef des Teilkonzerns, Helmut Rauch, sicher. Und er ergänzt: „Ohne Sicherheit im Land brauchen wir nicht über Nachhaltigkeit reden.“ Die Konzernsparte hat ihre Kapazitäten 2022 verdreifacht und 2023 verdoppelt. In diesem Jahr soll unter anderem durch den Ausbau in Röttenbach noch einmal die Produktion verdoppelt werden. Dank eines „absoluten Imagewandels“ wächst die Bewerberzahl auch aus der schwächelnden Automobilindustrie. Im laufenden Jahr sollen allein hier noch einmal 500 bis 600 Fachkräfte hinzukommen.

Teilkonzerne mit unterschiedlichem Geschäft

Der Teilkonzern Metall schrumpft um rund 9 Prozent auf 800 Millionen Euro. Der Bereich produziert unter anderem Zellkontaktiersysteme für Elektroautos. Allerdings drücke die schwache Baukonjunktur etwa das Geschäft mit Messingrohren. Auch beim Teilkonzern Controls geht der Umsatz um mehr als 20 Prozent auf 443 Millionen Euro zurück. Die Controler für Waschmaschinen & Co. leiten unter der Kaufschwäche nach dem Coronaboom. Und wenn weniger Wohnungen gebaut und eingerichtet werden, fehlt auch dieses Geschäft. Auch das Zuliefergeschäft für Wärmepumpen in Zentraleuropa habe eine Vollbremsung gemacht.

In der Sparte Aviation sorgt die Erholung in der Luftfahrt für ein Umsatzplus von 19 Prozent auf eine Milliarde Euro. Beim Flugzeugneubau greifen Hersteller auf Module für Diehl zurück. Flugsteuerung und Kabinenausstattung zurück. Auch für Flugtaxis, die noch auf ihren Durchbruch warten, kommen Flugsteuerung und Kabinenausstattung des Teilkonzern zum Einsatz. Der Bereich Metering bündelt Messtechnik etwa für Wasser- und Wärmezähler, digitale Übertragungsknoten sowie entsprechende Software. Das sorgt für einen Umsatzsprung von über 20 Prozent auf 435 Millionen Euro. Die Kompetenz ist global einsatzbar beim Umbau der Städte zu Smart Cities.

Aktuell sind die Auftragsbücher auf Rekordniveau voll. Der Umsatz erreicht laut Reimer in diesem Jahr die Marke von 4,5 Milliarden. Doch der breit aufgestellte Mischkonzern wächst besonders stark mit dem Rüstungsgeschäft. „Das führt zu einer Disbalance beim Teilkonzern Defence“, denn die Breite des Geschäfts gilt als ein Erfolgsgarant des Familienunternehmens. Um zu einem neuen Gleichgewicht zu kommen, könne er sich vorstellen, andere Teilbereiche zu stützen.

Ob auch der Vorstand eine Stütze in Form eines neuen Vorstandssprechers bekommt, lässt er offen. Klaus Richter hatte überraschend seinen Posten Ende Mai aufgegeben und ist in den Beirat gewechselt. Reimer sieht angesichts starker Teilkonzern-Vorstände „keine entscheidende Lücke“. Dank der Familiengesellschafter und Familienspross Markus Diehl als Aufsichtsratschef sei man voll entscheidungsfähig.

handelsblatt.com/diehl-gruppe (Abo), faz.net/ruestungsgeschaeft-von-diehl-laeuft-auf-hochtouren (Abo), sueddeutsche.de, E-Paper Nürnberger Nachrichten.de/diehl-clan-dirkret-aus-tradition, nue-news.de/diehl-praesentiert-auf-ila-berlin-seine-zeitenwende  

Beitragsbild: Finanzvorstand Jürgen Reimer