Zum Inhalt springen

Denkfehler bei Puls-Daten

Denkfehler bei Puls-Daten

„Grünen-Wähler entscheiden sich derzeit am häufigsten für Geländewagen, also SUV, das Feindbild schlechthin für alle Klimaschützer.“ Mit dieser Aussage fasste die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung Daten des Nürnberger Marktforschers Puls zusammen. Ein Denkfehler, konstatiert die Unstatistik des Monats. Unter anderem hat der Berliner Bildungsforscher Gerd Gigerenzer sie unter dem Dach des Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) ins Leben gerufen. Demnach gebe es zwei häufige Denkfehler bei der Interpretation der Puls-Daten. Das ist eine falsche Interpretation von bedingten Wahrscheinlichkeiten und der Repräsentativität von Stichproben.   

Die Ergebnisse der Puls-Studie zeigen nur, dass unter denjenigen, die sich in den vergangenen zwölf Monaten einen SUV gekauft haben, 16,3 Prozent Sympathisanten von Bündnis 90/Die Grünen sind, fasst die Unstatistik zusammen. „Das bedeutet aber nicht, dass jeder sechste Grünen-Wähler einen SUV fährt.“ Diese Interpretation lassen die Daten zu den beiden Merkmalen – Grünen-Wähler und SUV-Fahrer – nicht zu.

Die Puls-Daten zeigten nur einer hohen Wahrscheinlichkeit von A (Grünen-Wähler), dass ein gegeben Ereignis B (SUV-Fahrer) eintritt. Der Umkehrschluss ist nicht ohne Weiteres zulässig: Es gibt keine hohe Wahrscheinlichkeit von B (SUV-Fahrer), dass sie über das gegebene Merkmal A (Grünen-Wähler) verfügen. Diese derartige Verwechslung von bedingten und bedingenden Ereignissen kommt leider sehr häufig vor.

Den zweiten Denkfehler sehen die Verfasser der Unstatistik in der begrenzten Stichprobe. Die Puls-Daten beschränken sich nur auf eine bestimmten Personen. Das sind entweder Autokäufer in den letzten 12 Monaten oder die. die eine Anschaffung im nächsten halben Jahr planen. Wie so häufig ist nahezu ebenso interessant, wer nicht an der Befragung teilgenommen hat. Das wären beispielsweise Personen, die grundsätzlich auf ein eigenes Auto verzichten. Eine weitere Gruppe können die Fahrer alter Autos sein. Nur mit dieser verbreiteten Basis lässt sich der Anteil der Grünen-Wähler unter den SUV-Fahrern sinnvoll interpretieren.

faz.net (Paid), horizont.net