Auch wenn das Leben als Zulieferer vor Corona, Inflation und gestörten Lieferketten kein Zuckerschlecken war, der Druck auf deutsche Automobilkonzerne wächst weiter. Und die drücken wie immer ihre Zulieferer weiter. Das bekommt auch das Nürnberger Traditionsunternehmen Bühler Motor zu spüren. Bis vor kurzen machte das Segment Automotive noch fast 90 Prozent aus. Nun stehen deutliche Veränderungen für das 1855 im Schwarzwald gegründete und 1892 von der Familie Furtwängler übernommene Familienunternehmen an: „Transformation ist unsere DNA – aber das Tempo und der Druck sind heute höher“, sagt Geschäftsführer Mark Furtwängler den Nürnberger Nachrichten. Demnach entwickle Bühler etwa einen kleinen Antrieb für Wärmepumpen. Dieser Zukunftsmarkt soll ein Baustein sein, um das Geschäft wieder aufzuheizen.
Dafür soll die Abhängigkeit vom Automotive-Bereich Schritt für Schritt verkleinert werden. Der NN zufolge liege das Ziel für 2030 bei 70 Prozent. Das klassische Geschäft mit Komponenten für Verbrenner soll dann nicht einmal mehr die Hälfte des Umsatzes ausmachen. Bühler Motor steht für elektrische Antriebstechnik und bedient neben dem Segment Automotive die Industrie, die Medizintechnik sowie die Luftfahrt.
Vor zwei Jahren besiegelte Bühler Motor mit der indischen Uno Minda Uno das Joint Venture Minda Buehler Motor Private. Gemeinsam wollten sie Entwicklung, Produktion und Vermarktung von elektrischen Antriebslösungen für elektrifizierte 2- und 3-Räder für den indischen Markt realisieren.
Das Autoland Deutschland hat in den letzten Jahren deutlich Federn gelassen. Die automobile Ingenieurskunst und die hohe Zahl an Beschäftigten galten als Wohlstandsgarant. Doch der Wettbewerb, insbesondere aus den chinesischen Fabriken mit ihren E-Autos, hat der Branche deutlich zugesetzt. So ist in den letzten fünf Jahren bei deutschen Autozulieferern die Zahl der Beschäftigten um fast 40.000 Stellen auf rund 274.000 Beschäftigte geschrumpft.
Bühler beziffert seinen Umsatz auf weltweit 270 Millionen Euro. Die Zahl der Mitarbeiter liegt bei 1.200. Ein Zuckerschlecken sei das Geschäft nicht stellt Furtwängler gegenüber den NN klar: „Wir hatten in den letzten fünf Jahren 25 Millionen Euro Verlust, weltweit sind bei uns 800 Stellen weggefallen.“ Demnach gebe es noch am Nürnberger Stammsitz gut 300 Mitarbeiter.
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