Die wirtschaftlichen Dienstleistungen von Bienen werden nach wie vor ignoriert. Dabei ist der Wert von Tieren, allen voran von Insekten, bei der Bestäubung von Blüten, nicht zu unterschätzen. Die Uni Hohenheim taxierte deren Arbeit zuletzt auf eine Billion US-Dollar oder circa ein Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts. In Deutschland liegt der Simulationsstudie zufolge die jährliche Wertschöpfung aller bestäubenden Insekten bei rund 3,8 Milliarden Euro. Auch mit dieser ökonomischen Perspektive lohnt sich ein Blick in das Spielzeugmuseum Nürnberg. Dort ist aktuell die kleine, aber feine Ausstellung „Bienenschwarm & Honigglück – Insektenleidenschaft im Spielzeugformat“ zu sehen.
Die Kabinettsschau greift an vielen Exponaten aus der Spielzeugwelt auch die wirtschaftliche Rolle der gerade einmal 12 Millimeter großen Biene auf. „Bienen sind die wichtigsten Lebewesen auf der Erde“, ist sich Museumschefin Karin Falkenberg sicher. Immerhin bevölkern diese Insekten seit etwa 100 Millionen Jahren die Erde. Der erste Mensch kommt im Vergleich gerade mal auf rund zwei Millionen Jahre. „Bienen bilden hochkomplexe Staaten, bestäuben Nahrungsmittel für Mensch und Tier, erschaffen Honig und Wachs und sind Seismographen von Umweltveränderungen.“
Viele Facetten finden sich auf 42 Ausstellungstafeln in Wabenform. Sie erläutern auch die Unterschiede von Wild- und Honigbienen, die Bedeutung von Bienen für die weltweite Nahrungssicherheit sowie Werkzeuge, Rituale und Knowhow von Imkern für die Bienenzucht.
Bienen sind die effektivsten Bestäuber in der Landwirtschaft. Doch von den rund 560 Wildbienenarten die allein in Deutschland heimisch sind, steht fast die Hälfte auf der Liste der gefährdeten Arten. In China etwa, so weiß es die Museumschefin, gibt es einzelne Regionen, in denen Menschen die Aufgaben von ausgerotteten Bienen übernehmen und von Hand Obstplantagen bestäuben müssen. „Das funktioniert, aber nicht besonders gut.“
Die Ausstellung räumt auch mit der falschen Farbvorstellung auf, die das bekannteste Spielzeug-Exemplar, die Biene Maja, in „unserem kulturellen Gedächtnis“ verankert hat. Im Kinderbuch und der Fernsehserie war sie schwarz-gelb gezeichnet, tatsächlich sind sie in der Natur bräunlich. Trotzdem werden Bienen auch heutzutage noch im Wespen-Look gezeichnet.
Zum Begleitprogramm gehören auch drei unterschiedliche Workshops, die eine Nürnberger Bienenpädagogin und nebenberufliche Imkerin anbietet. Für Erwachsenengruppen gibt es beispielsweise ein vergnügliches After-Work-Bienenprogramm. Da gibt es kurzweilige Fakten etwa zur Bienenkönigin, die täglich bis zu stattlichen 20.000 Eier legt. Oder es geht um den Unterschied zwischen einem Fairtrade-Honig und einem Industrieprodukt. Zur Verkostung gibt es das legendäre Oxymel, eine wohl gesundheitsfördernde Mischung aus Honig und Essig.