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Bezahlbares Wohnen wird immer mehr Luxusgut

Bezahlbares Wohnen hält mit der Nachfrage längst nicht mehr Schritt

Bundesweit ist die Zahl neugebauter Wohnungen auf einen weiteren Tiefpunkt gesunken. Mit gerade einmal fertiggestellten 251.900 Wohnungen ist gerade mal das Niveau von 2015 erreicht. Damals, so beziffert es das Statistische Bundesamt, kamen 248.000 Wohnungen auf den Markt. In diesem Zeitraum ist die Zahl der Einwohner um rund 2 Millionen 83,5 Millionen gestiegen. Prozentual hat Nürnberg in diesen Jahren noch mehr zugelegt – nämlich um knapp 9 Prozent auf 544.400 Einwohner. Neu- und Ausbau hält mit der Nachfrage längst nicht mehr Schritt. Zinswende, Baukosten, energetische Ansprüche plus fehlende Innovationen treiben Miet- und Kaufkosten weiter in die Höhe. Bezahlbares Wohnen wird immer mehr zum Luxusgut. Wer halbwegs bezahlbar in Wohnung oder Häuschen wohnt, geht lieber nicht raus.

Für Bayern sehen die Zahlen des Statistischen Landesamtes nicht viel besser aus. Die 55.000 neuen Wohnungen im Freistaat entsprechen einem Minus von über 16 Prozent oder 10.757 Wohneinheiten weniger als im Vorjahr. In den acht Großstädten, etwa mit München. Nürnberg, Erlangen und Fürth, fällt das Minus mit über einem Viertel noch drastischer aus. Dagegen schneidet der gesamten Bezirk Mittelfranken mit 6.500 fertiggestellten Wohnungen – ein Rückgang von etwas über 14 Prozent – nicht ganz so schlecht wie Bayern ab.

Im Ergebnis treibt der Wohnungsmangel die Preise weiter an. Im Durchschnitt kostet die Miete pro Quadratmeter kalt in Nürnberg 11,50 Euro im Bestand. Für Neubauten liegt man gemittelt bei 15,50 Euro. In der Spitze müssen Mieter im Bestand allerdings schon stolze 17 Euro berappen, für Neubauten schon 18,50 Euro – mit weiter steigender Tendenz.

Der enge Wohnungsmarkt hat sich in Ballungsräumen längst zu einem wirtschaftlichen Standortfaktor entwickelt. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum sorgt nicht nur für Frust bei Stadtbewohnern, sondern entwickelt sich auch zu einer Belastung für den Arbeitsmarkt. Laut einer Erhebung der Beratung PwC führe die Wohnraum- und Mietsituation dazu, dass Unternehmen nur schwer Fachkräfte finden und halten können. Das drohe abseits der flauen Konjunktur, den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften in den Ballungsräumen weiter zu verschärfen. In der Befragung gab daher beinahe jeder Zweite zu Protokoll, er kenne Kollegen oder Freunde, die wegen zu hoher Mieten den Job gewechselt haben. Welchen Effekt der angekündigte „Wohnungsbau-Turbo“ der neuen Bundesregierung hat, bleibt abzuwarten. Die Diagnose ist jedenfalls nicht neu. Die Genehmigungsverfahren sind zu kompliziert und zu langwierig, Baukosten und Standards zu hoch und Förderbedingungen zu undurchsichtig.