Mit dem Kurzarbeitergeld hat der Standort Deutschland mit ordentlich Steuergeld seine Stärke bewiesen. Das Instrument sicherte 2020 mehr als sechs Mal so viele Stellen wie in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009. Das hatte damals das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der arbeitnehmernahen Hans-Böckler-Stiftung berechnet. Allerdings scheint es durchaus kräftige Mitnahmeeffekte beim Kurzarbeitergeld zu geben. Das legt eine entsprechende Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) nahe. Demnach gab ein Fünftel der Kurzarbeitergeld-Bezieher an, mehr Stunden gearbeitet zu haben als die Abrechnung des Kurzarbeitergeldes vorsah.
Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass es in nennenswertem Umfang zu Mitnahmeeffekten beim Kurzarbeitergeld-Bezug gekommen sein dürfte. „Dies stellt die insgesamt sehr positiven Befunde zu den Auswirkungen des Kurzarbeitergeldes auf die Stabilität der Beschäftigung in Deutschland während der jüngsten Krise nicht in Frage“, betont IAB-Direktor Bernd Fitzenberger.
Die Aussagen zu Mitnahmeeffekten beruhen allein auf den subjektiven Einschätzungen von den befragten Beschäftigten. Sie könnten auch angesichts der getrennten Ausweisung von Lohn und Kurzarbeitergeld in Lohnabrechnungen auf teilweise unvollständigen Informationen beruhen. Die Ergebnisse lassen keinen Rückschluss auf die Quantität der Mitnahmeeffekte zu.
Ein Blick auf die Betriebsgröße und Branchen zeigt: In größeren Betrieben geben Beschäftigte in Kurzarbeit seltener als in kleineren Betrieben an, mehr Stunden gearbeitet zu haben als abgerechnet. Allerdings berichteten Beschäftigte in größeren Betrieben häufiger, dass ihre eigene Arbeitsmenge trotz Kurzarbeit unverändert blieb. Im produzierenden Gewerbe geben Beschäftigte in Kurzarbeit vergleichsweise häufiger an, dass ihre eigene Arbeitsmenge unverändert blieb. Gleichwohl berichteten Beschäftigte in Kurzarbeit dort auch vergleichsweise seltener, mehr Stunden gearbeitet zu haben als abgerechnet. „Die Befunde zu den Unterschieden in den Mitnahmeeffekten nach Betriebsgröße und Branchen zeichnen kein eindeutiges Bild“, so IAB-Forscher Christopher Osiander. Die Studie beruht auf Beschäftigtenbefragungen des IAB im Zeitraum von November 2020 bis Februar 2021 und auf den administrativen Daten der Bundesagentur für Arbeit.