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Agri-PV für fränkische Haselnussplantage

Cadolzburger Haselnuss-Bauer Martin Stiegler kann PV-Klagelied singen

Neue Wege Richtung Klimaneutralität haben es an Standort Deutschland nicht immer leicht. Dieses Klagelied kann auch der Cadolzburger Haselnuss-Bauer Martin Stiegler singen. Seit drei Jahren plant er seine Agri-Photovoltaikanlage (Agri-PV) über den Haselnusssträuchern. Noch im letzten Jahr hatte der „Landwirt des Jahres 2023“ eine Leistung von 1,5 Megawatt im Blick. Nun laufen die Planungen einer hochaufgeständerten Anlage mit ca. 400 Kilowatt durch die TH Nürnberg. Das abgespeckte Vorhaben von FrankenGeNuss ist der Preis dafür, dass im Solarland Bayern – wie auch bundesweit – eine leistungsstarke Speichertechnologie nicht marktfähigen Kosten zu bekommen ist. Denn die vorhandenen Stromnetze können an sonnenstarken Tagen die Sonnenenergie nicht aufnehmen.

Für Stiegler war aufgeben allerdings keine Option. Schon im letzten Jahr lotete er zusammen mit Schaeffler das Potenzial für einen kleinen Elektrolyseur aus. Nun ermunterte ihn Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger bei einem Vor-Ort-Termin. „Die geplante Anlage vereint alles, was wir brauchen: Flächeneffizienz, Kreislaufwirtschaft und Versorgungssicherheit. Hier werden auf einer Fläche gleichzeitig Strom erzeugt und Haselnüsse geerntet. Nebenbei sorgen Hühner für Dünger und tragen zum Pflanzenschutz bei, während die Solarmodule sie vor Greifvögeln und Hitze schützen.“

PV für Eigenverbrauch

Überschüssiger Strom soll künftig zur Produktion von grünem Wasserstoff genutzt werden. Ein Elektrolyseur soll künftig bei Einspeisespitzen im Netz den Überschussstrom in Wasserstoff umwandeln. Denn ein Ausbau der Stromnetze im Tempo der Solarflächen ist nicht zu schaffen. Für den Minister ist deshalb klar: „Wir müssen den Strom da erzeugen, wo er gebraucht wird – dezentral und intelligent. Und wenn dann noch grüner Wasserstoff daraus entsteht, schaffen wir eine ideale Wertschöpfung vor Ort. Der Aufbau solch geschlossener Kreisläufe muss – wie bei FrankenGeNuss – im Kleinen beginnen und kann sich von dort aus weiterentwickeln. Energiewende und Landwirtschaft schließen sich nicht aus, sondern ergänzen einander sinnvoll.“

Bedenken, dass PV-Anlagen landwirtschaftliche Nutzfläche entziehen, greifen in diesem Fall nicht. Generell ermöglicht Agri-PV eine Art Doppelnutzung. FrankenGeNuss hält unter den Haselnüssen auch Hühner, die auf natürliche Weise Schädlinge bekämpfen. Die Solarmodule schützen dabei nicht nur das Geflügel, sondern auch die Pflanzen unterhalb vor Starkregen, Hagel, Hitzestress und anderen klimabedingten Extremen. So wird die Fläche gleichzeitig für die Lebensmittel- und Energieproduktion genutzt.

Aktuell gibt es in Bayern etwa 19 Agri-PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 37 Megawatt. Elf davon wurden allein im Jahr 2024 errichtet.

nue-news.de: Nuss-Landwirt Stiegler kämpft mit Solar gegen Windmühlen