Der Herzogenauracher Familienkonzern Schaeffler will den Regensburger Kfz-Zulieferer Vitesco übernehmen. Vitesco ist eine Ausgründung der Schaeffler-Tochter Conti und hat sich auf die Elektrifizierung von Fahrzeugen spezialisiert. Glückt das Vorhaben im nächsten Jahr, will Schaeffler sich mit Vitesco verschmelzen. Auf diese Weise könnten die Herzogenauracher ihren Rückstand bei der E-Mobilität aufholen. Damit würde zusätzlich eine vierte Konzernsparte E-Mobility entstehen. In diesem Segment verfügt Viteso über viel Knowhow, ein sattes Auftragspolster im Milliardenbereich sowie ein hohes Wachstumspotenzial. Der Schaeffler-Konzern der Zukunft hätte auf Basis der Geschäftszahlen 2022 einen Jahresumsatz von rund 25 Milliarden Euro und über 120.000 Mitarbeiter. Er käme auf mehr als 44 Forschungs- und Entwicklungszentren sowie über 100 Produktionswerke rund um den Globus.
Eigentlich habe der Konzern das Industriegeschäft zum Beispiel mit Komponenten für Windkraftturbinen und die Produktion stärken wollen, schreibt das Handelsblatt. Der Deal zeige, dass Schaeffler enorm unter Druck stehe, sich bei automobilen Zukunftsthemen zu verstärken.
Zäsur bei Aktienkultur
Dafür gibt es bei dem Familienkonzern eine Zäsur. Das Kaufangebot sieht vor, die bisher nicht-stimmberechtigten Vorzugsaktien 1:1 in stimmberechtigte Stammaktien umzuwandeln. Der Schaeffler-Vorstand rechnet mit einem erhöhten Streubesitz von voraussichtlich etwa 30 Prozent. Auf dieser Grundlage könnte nach der Transaktion die Schaeffler-Aktie in den MDAX und den MSCI Europe aufsteigen. Die Integrationskosten der Transaktion belaufen sich laut Plan auf bis zu 665 Millionen Euro. Das Synergiepotenzial liegt demnach bei 600 Millionen Euro jährlich.
Aufsichtsrats-Chef Georg Schaeffler: „Für meine Mutter und mich als Familiengesellschafter ist die Abgabe von Stimmrechten ein einschneidender Schritt, den wir im Interesse des Unternehmens sorgfältig abgewogen haben.“ Und weiter heißt es: „Mit dem Zusammenschluss von Schaeffler und Vitesco, die große kulturelle Gemeinsamkeiten haben, schaffen wir eine führende Motion Technology Company.“ Die Vitesco-Sparte Electrification Solutions verbuchte im zweiten Quartal 2023 einen Umsatz von 825 Millionen Euro. Dies entspricht einem organischen Plus von mehr als einem Drittel.
IHK-Studie Zuleferer-Transformation
Ende September diagnostizierte eine Studie der IHK Nürnberg über Autozulieferer: Die Transformation zur E-Mobilität nimmt Fahrt auf. Demnach entwickeln die Zulieferer in der Metropolregion Nürnberg (EMN) – inklusive Regensburg – zukunftsfähige Geschäftsmodelle für die Elektromobilität. Ein zentrales Ergebnis der Umfrage: Seit 2020 haben sich die Schwerpunkte in den Produkt-Portfolios der Autozulieferer verschoben. Damals hatten noch 72 Prozent der Unternehmen angegeben, dass sie hauptsächlich Teile und Komponenten für klassische Antriebstechniken zuliefern. Im Jahr 2022 waren es nur noch knapp 67 Prozent. 2024 werden es voraussichtlich nur noch 57 Prozent sein. Hintergrund dieser Entwicklung
ist das im Jahr 2035 in Kraft tretende Verbot, Neuwagen mit Benzin- oder Dieselmotor auf
den Markt zu bringen.
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