Manchmal sind Innovationen so naheliegend, dass man den Baum vor lauter Wald nicht sieht. Ein Paradebeispiel ist die US-Bezahllösung PayPal, dass eben nicht von der deutschen Kreditwirtschaft auf den Markt gebracht wurde. Stattdessen gab es eine Reihe von institutseigenen Ansätzen, die mehr oder minder schnell wieder eingestampft wurden. Als Gegenposition lässt sich das neue Ohm Innovation Center (OIC) verstehen. Der Neubau Auf AEG bündelt zwölf Forschungsgruppen der Technischen Hochschule Nürnberg (Ohm). Mit einem interdisziplinären Austausch entstehen neue Perspektiven und zukunftsweisende Projekte – so der Ansatz. Ohm-Vizepräsident Tilman Botsch bringt die Devise auf den Punkt: „Vernetzt forschen, gemeinsam arbeiten.“
Dafür gibt es nun ein offenes Raumkonzept für Forschung und Transfer. Labore und Werkstätten sind nicht für einzelne Forschungsfelder reserviert, sondern stehen allen Professoren zur Verfügung. „Der Wunsch nach Offenheit“ spiegelt sich auch in offenen Coworking-Spaces, Shared-Desk-Räume und Kommunikationszonen wider. Das erlaubt auch eine ganz informelle Vernetzung.
Ein Beispiel für eine interdisziplinäre und anwendungsnahe Forschung lässt sich etwa in der dreigeschossigen Drohnenflughalle AerodrOhm entdecken. Dort wird an der Technik für eine Wasserstoffdrohne getüftelt. Damit gehöre das Projekt in die Transformationsfelder des 21. Jahrhunderts. Sie sind von Künstlicher Intelligenz, Mobilität, Energie und Nachhaltigkeit mit Fokus auf Klimaschutz geprägt. Aber auch moderne Produktionssysteme Robotik und auch Biopolymere gehören in den Reigen. In einem anderen Projekt bündeln Informatik und Sozialwissenschaften ihre Knowhow. Sie wollen mit KI atypische Sprache bei Menschen erkennen, um Anzeichen für eine Demenzerkrankung früh zu erkennen.

In einem weiteren Labor ist das Projekt Automotive Software Systems Engineering (AS²E) aktiv. Dort wird beispielsweise mit einem CARLA-Simulator Störungen auf ein autonomes Fahrzeug untersucht. Aber auch die IT-Security steht auf der Agenda. Denn das hochautomatisierte und vernetzte Fahren darf Cyberkriminellen möglichst keine Angriffsfläche bieten.
Auf dem einstigen AEG- Gelände befinden sich bereits der Nuremberg Campus of Technology und der Energie Campus Nürnberg. Das OIC ist ein Bestellbau vom Quartierseigentümer MIB hat rund 8.000 Quadratmeter Nutzfläche. Es bietet Platz für etwa 100 Professoren und weitere Mitarbeiter. Zwischenzeitlich hat der Freistaat das Objekt und ein weiteres Grundstück erworben. Dort entsteht in Zukunft das Zentrum für Medien, Kommunikation und IT.
