Lange war es undenkbar, dass die Nürnberger Versicherungsgruppe ihre Unabhängigkeit einmal verliert. Der einstige Vorstandschef Hans-Peter Schmidt, der den Konzern von 1989 durch die Dotcom-Blase bis 2002) lenkte, kämpfte für die Eigenständigkeit des Hauses. Politische Rückendeckung suchte er als Aufsichtsratsvorsitzender (2002–2015) und holte den Ex-Ministerpräsidenten Edmund Stoiber 2008 in das Kontrollgremium. Doch angesichts hoher Verluste und einer empfindlichen Restrukturierung steht dieser Selbstbild zur Disposition. Der Versicherer spricht von einer derzeitigen Transformation für die Zukunft im Unternehmensinteresse, die auf den Prüfstand muss. Das kündigte der Vorstand um CEO und Sanierer Harald Rosenberger auf der Hauptversammlung im Mai an. Nun führt die Holding Nürnberger Beteiligungs-AG mit der die Vienna Insurance Group (VIG) exklusive Gespräche über den Verkauf einer Anteilsmehrheit.
Die Entscheidung sich zunächst auf Verkaufsgespräche mit der VIG zu kümmern, hat gute Gründe. Dazu gehören laut Mitteilung Zusagen zur Standortsicherung sowie zum Erhalt der Marke und Identität der Nürnberger. Offen ist in der Phase naturgemäß, wie die sogenannte Due-Diligence ausfällt. Hierbei nehmen die VIG-Experten die Geschäftsdaten genau unter die Lupe, um das Potenzial einer „kontrollierenden Mehrheitsbeteiligung“ auszuloten. Je nachdem stehen dann weitere Verhandlungen über Einzelheiten und Kaufpreis an. Gibt es eine Einigung, könnte die Übernahme der Nürnberger durch die VIG voraussichtlich im vierten Quartal erfolgen.
Die VIG als eine führende Versicherungsgruppe in Zentral- und Osteuropa hat bereits die Standortsicherung und den Identitätserhalt der Marke NÜRNBERGER zugesagt, deren Wurzeln ins Jahr 1884 zurückreichen. Für die VIG wäre es der deutsche Erstversicherer ein Baustein für eine weitere Diversifikation des Portfolios. Die Österreicher verfolgen eine Mehrmarkenstrategie.
VIG mit guten Geschäftszahlen
Bezogen auf die eingenommenen Prämien im letzten Jahr ist die VIG mit 15,2 Mrd. Euro (+ 10 %) mehr als dreimal größer als die Nürnberger. Noch entscheidender ist die Ertragskraft. Das Ergebnis vor Steuern stieg 2024 auf rund 882 Mio. Euro (+14 %).
asscompact.de/nuernberger-das-sind-die-hintergruende-des-verkaufs, nue-news.de: Schadenssparte katapultiert Nürnberger 2024 ins Minus
