Der geplante Stellenabbau beim LKW- und Bushersteller MAN an seinen deutschen Standorten liegt im Trend. In den nächsten zehn Jahren fallen ohne Kündigungen am Traditionsstandort in der Nürnberger Südstadt gemäß Plan 400 Jobs weg. Schlimmer trifft die Strategie des Mutterkonzerns Traton die Produktionen in München und Salzgitter. Dort wackeln gut 1300 Stellen bzw. 600 Arbeitsplätze. Gewinner ist die polnische Fertigung in Krakau. Es ist das Volumenwerk von MAN und deckt das gesamte Portfolio der LKW ab. Dort hat eine Investition in die Werkserweiterung vor zwei Jahren Kapazität, Fläche und Mitarbeiteranzahl verdreifacht. Die Verlagerung vom Hochpreisstandort Nürnberg komme nicht ganz überraschend, ist aus der Nürnberger Belegschaft zu hören. Sie habe sich mit einem Hin-und-her zwischen den Werken im Motorenbau längst angedeutet.
Der Druck auf den einstigen Leuchtturm der deutschen Industrie ist bundesweit abzulesen. Das Statistische Bundesamt identifizierte gerade die Automobilindustrie als traurigen Spitzenreiter beim Stellenabbau. Zum Ende des 3. Quartals 2025 arbeiteten gut 48.700 weniger Beschäftigte in der Branche als noch ein Jahr zuvor. Mit nunmehr 721.400 Beschäftigten erreicht die Automobilbranche den Tiefstand von 2011 (718.000). Dennoch bleibt die Automobilindustrie gemessen an der Beschäftigtenzahl die zweitgrößte Industriebranche in Deutschland.
Die Strukturkrise um des Deutschen liebsten Kindes kommt nicht überraschend. Lange haben die Chefstrategen deutscher Autobauer den Trend zum E-Auto ignoriert. Zudem wurde die Konkurrenz der subventionierten Konkurrenz aus China unterschätzt. Für deutsche Ingenieure war es zudem eine bittere Einsicht, dass die Hardware beim „Smartphone auf vier Rädern“ an Relevanz verliert. Hinzu kommen Zollstreit, eine überbordende Standortbürokratie und hohe Energiekosten. Die politischen Attacken auf das lange fixierte Aus für Verbrennerzulassungen flankieren eine gewisse Orientierungslosigkeit bei Autokäufern.
Tiefschlag für Metropolregion
Die schleppende Transformation trifft auch die Metropolregion Nürnberg. Sie gehört Bundesweit zu den besonders betroffenen Regionen in Deutschland. Hier sind 4,4 Prozent der Beschäftigten in der produktionsnahen Automobilwirtschaft tätig. Das entspricht rund 100.000 Beschäftigten in 500 großen, mittleren und kleinen Zulieferern. Im Landkreis Erlangen-Höchstadt gibt es sogar einen Spitzenwert von 16 Prozent automobilnaher Mitarbeiter.
Die regionale Studie 2. Transformations-Reifegradmessung des Wirtschaftsforschers IW Consult für die IHK Nürnberg für Mittelfranken macht auch nur bedingt Mut. Insgesamt befinden sich die Autozulieferer in der Metropolregion Nürnberg weiterhin mitten in der Transformation befinden – viele noch an deren Anfang. Zur Jahresmitte diagnostiziert die Studie einen Stillstand beim Wandel hin zum elektrischen Antriebsstrang. Dafür geht die Erschließung neuer Geschäftsfelder gut voran und die Investition in Digitalisierung ist auf einem hohen Niveau. Satte 92 Prozent der Unternehmen in der Metropolregion wollen neue Geschäftsfelder mit neuen Produkten erschließen – auch abseits des Automotivemarkts.
