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Hilfe für Jugendliche mit Therapie-App CareNow

Startup Mentalis will mit Therapie-App CareNow jungen Menschen unterstützen

Psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen waren zuletzt die zweithäufigste Ursache für stationäre Behandlungen in Krankenhäusern von Kindern und Jugendlichen. Das entspricht gut 81.000 der rund 435.000 Krankenhauspatienten im Alter von 10 bis 17 Jahren. Häufigste Diagnose waren sogenannte depressive Episoden. In diesem Umfeld will das Nürnberger Startup Mentalis mit seiner Therapie-App CareNow jungen Menschen bei akuten psychischen Belastungen unterstützen.

„Jugendliche fühlen sich allein gelassen“, sagt Jürgen Stein, einer der drei Mentalis-Geschäftsführer. Daher soll die App Jugendliche mit Symptomen, wie z.B. Angst, Essstörungen oder Gefühlen von Einsamkeit, idealerweise schon unterstützen, bevor es zu einer medizinischen Diagnose kommt. Diese Versorgungslücke wolle man schließen. Steins Zahlen zufolge dauert es rund 20 Wochen, bis Jugendliche nach einem Erstgespräch mit einer Therapie bei einem Psychologen oder Psychotherapeuten beginnen können.

Die App CareNow will als eine Art Therapeut in der Hosentasche seit Februar eine hybride Soforthilfe sein. Medizinische Grundlage ist die kognitive Verhaltenstherapie. Jugendliche ab 13 Jahren, die dringend Unterstützung suchen, können sich ganz ohne Wartezeiten bei der App anmelden. Der digitale Helfer besteht aus einer Therapie-App und sieht bis zu 15 Telefongespräche mit qualifizierten Psychologen vor. Nach einem digitalen Erstgespräch, dass bei Minderjährigen mit einem Erziehungsberechtigten stattfindet, wird ein individueller Therapieplan erstellt.

Einziger Nachteil: Die Therapie-App braucht bei der Anmeldung einen Code einer Krankenkasse, die das Medizinprodukt als Kassenleistung finanziert. „Aktuell haben wir bei CareNow neun Krankenkassen dabei“, für Stein angesichts der kurzen Zeit am Markt ein guter Wert. So informierten beispielsweise die beteiligten Krankenkassen ihre Mitglieder über die Helfer-App.

Psychologe Dr. Christian A. Lukas gründete 2018 Mentalis als Spin-Off der Uni Erlangen-Nürnberg. Etabliert sind bereits Therapie-Apps für eine hybride Kliniknachsorge von Erwachsenen. Die Zahl der Mitarbeiter beziffert Stein auf 40 plus Freiberufler. Der Umsatz sei siebenstellig. Investoren und Forschungsgesellschaften hatten 2021 eine weitere Finanzierungsrunde gestellt, zusätzliche Geldgeber seien nicht gefragt.

nue-news.de: Startup Mentalis gewinnt Health-I-Award

Beitragsbild: Mentalis-Mitgeschäftsführer Jürgen Stein (re.) mit Psychologen Luca Daumenlang, der die Mentalis-Programme mitentwickelt hat und App-User psychologisch betreut.