Zum Inhalt springen

Grischberli mit regionaler Wertschöpfung

Mit Kartoffelchips Grischberli schließt Gründer-Duo Lücke im Reigen der Regionalprodukte

Mit ihren Kartoffelchips Grischberli schließt das Fürther Gründer-Duo Jakob und Eva Zwingel eine Lücke im Reigen der Regionalprodukte. „Wir können sagen, von welchem Feld die Kartoffeln für unsere fränkischen Chips kommen“, sagt Landwirt und Betriebswirt Jakob Zwingel stolz. Das könnten andere Anbieter kaum leisten. Ehefrau und Design- und Produktmanagerin Eva Zwingel ergänzt: „Wir zeigen, wie viel Arbeit und Liebe in unseren Produkten steckt.“ 2021 entschlossen sich die beiden, mit ihrer Idee ein Unternehmen zu gründen. Das Geschäft bezeichnen sie als rentabel, sie könnten bereits davon leben.

Für die Zwingels geht es um die komplette Wertschöpfungskette vom Acker bis zum Verbraucher. Für den Kartoffelanbau haben die beiden den zwischenzeitlich stillgelegten Hof von Eva Zwingels Großvater wieder reaktiviert.

Sie bedienen mit ihren Chips, die mit Schale in einem Kessel gebacken werden, regionale Hofläden und Supermärkte mit lokalem Sortiment. Den Ausschlag gaben die Hofläden, in denen bislang keine Chips – und schon gar keine aus der Region – zu bekommen waren. Eine erste Probelieferung entpuppte sich als Erfolg, als erste Nachbestellungen eintrudelten, waren sie noch gar nicht lieferfähig. Die Gewürzrezepturen verzichten auf Zuckerzusätze und Geschmacksverstärker, die eigentliche Fertigung übernimmt vorerst ein Zulieferer. Bei Logo, Verpackung oder auch Online-Shop und digitalem Marketing führt die Designin Regie.

In den Knabber-Regalen der Supermärkten befindet sich Grischberli im oberen Preissegment. Bei Preiserhöhungen seien preisbewusste Kunden auf günstigere Alternativen ausgewichen. Doch die Junglandwirte sehen in Regionalität und Qualität des Lebensmittel die größte Stärke. Die jungen Eltern sehen das als wichtigen Baustein für eine nachhaltige Zukunft. Hinzu kommt die Transparenz, die sie Interessierten mit Hofführungen anbieten. „Unser Betrieb ist ein Lebensprojekt, bei dem Berufliches und Privates verschwimmt“, so Landwirt Zwingel, der auch schon an seine Nachfolge denkt.

Erdnüsse aus der Mini-Manufaktur

2022 bauten die beiden erstmals Erdnüsse mit einem Verwandten auf fränkischen Boden an. „Durch in Klimawandel ist es hier wärmer geworden“, erklärt Eva Zwingel. „Wir machen hier Pionierarbeit.“ Erdnüsse sind zwar sowohl im Fränkischen als auch bundesweit noch ziemliches Neuland, entsprechend gibt es kaum wissenschaftliches Knowhow für den Anbau. Aber mit der Produkterweiterung will man sich breiter aufstellen und nicht allein von einem Produkt abhängig zu sein. Anders als bei den Chips werden die Erdnüsse direkt am Hof in einer kleinen Manufaktur geröstet und verpackt. Gewürzt wird in einem ausgedienten Fleischmischer, denn Maschinen für die Erdnussverarbeitung sind hierzulande praktisch nicht zu bekommen. Anbau und Ernte sind komplex, traditionell wird die Erdnuss weltweit in warmen Gebieten angebaut. Der feuchte Sommer 2025 hat daher für eine schwache Ernte gesorgt.

Der kleine Landwirtschaftsbetrieb beschäftigt aktuell sechs Mini-Jobber, die bei Verpackung und Versand, der Web-Entwicklung oder der Social-Media-Vertrieb für Endkunden unterstützen. Und die beiden halten Ausschau nach einem eigenen Hof. Denn sie haben bereits eine dritte Idee in der Pipeline. Doch die Suche ist nicht ganz einfach: „Derzeit treiben hier Solaranlagen auf dem Acker die Preise nach oben“, beobachtet Eva Zwingel. „Das kann kein Landwirt bezahlen.“