Wer seinen Kindern im Jahr 2005 drei Apple-Aktien für damals rund 300 Euro ins Depot legte, hat vieles richtig gemacht. Denn 20 Jahre später und nach mehreren Aktiensplits liegt der Zuwachs bei mehr als 1.000 Prozent. Und das im Schatten der jahrelangen Nullzins-Strategie der Europäischen Zentralbank. Gleichwohl fristet die deutsche Aktienkultur ein Nischendasein. Laut einer Erhebung für das Deutsche Aktieninstitut (DAI) legen bundesweit im letzten Jahr gerade mal 12,1 Millionen Menschen ihr Geld in Aktien an. Das sind 17,2 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren. Gegenüber dem Vorjahr schrumpfte allerdings die Zahl der Aktienanleger leicht. Im Jahr 2005 waren es allerding nur 10,8 Millionen Privatanleger, die ihr Geld auch in Aktienfonds, ETFs oder Aktien investierten. Das DAI als Lobbyverein börsennotierter Unternehmen sieht darin einen Erfolg. „Die fast gleichbleibende Zahl von Anlegern am Aktienmarkt zeigt, dass inzwischen das Verständnis über die Bedeutung von Aktien, Aktienfonds und ETFs für die Altersvorsorge und den Vermögensaufbau in Deutschland zugenommen hat,“ erläutert DAI-Chefin Henriette Peucker. Zugleich beklagt sie das Scheitern des Gesetzgebers in Deutschland, das Potenzial etwa zur Altersvorsorge rechtlich abzusichern.
Auf lange Sicht erwirtschaftet eine breit gestreute Aktienanlage durchschnittlich sechs bis neun Prozent Ertrag pro Jahr. Um die wirtschaftliche Teilhabe zu verbessern, muss die Rolle der Aktienanlage bei Vermögensbildung und Altersvorsorge gestärkt werden. Dafür rührt das DAI seit Jahren die Werbetrommel. Der Verein sieht auch für Menschen mit geringem Einkommen die Chance, langfristig mit höheren Erträgen am Aktienmarkt zu profitieren. Auch die frühere Arbeitsministerin Andrea Nahles sah an der Börse einen attraktiven Baustein für Beschäftigte. Sie ermöglichte Aktien in der betrieblichen Altersvorsorge durch das sogenannte „Sozialpartnermodell“ oder auch „Nahles-Rente“.
Ampel-Aus gleich Aus für Aktiensparen
Vor diesem Hintergrund beklagt etwa auch die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) das vorzeitige Aus der Ampel. Dadurch kam es bei der Reform der privaten Altersvorsorge nicht mehr zum Vollzug. „Wir brauchen einen öffentlich-rechtlich organisierten Vorsorgefonds“, appelliert Jutta Gurkmann, vzbv-Bereichsleiterin Verbraucherpolitik, an die nächste Bundesregierung. „Verbraucher müssen ihr Geld endlich ertragreich fürs Alter anlegen können.“
Laut einer aktuellen Umfrage der Postbank ist jeder zweite Berufstätige interessiert an einem Altersvorsorgedepot. Dazu bedarf es allerdings deutlich verbesserter Rahmenbedingungen und staatlicher Anreize. Ein Blick in andere Länder wie Schweden, Kanada oder die USA zeigt, dass ein Rentensystem, das die Erträge von Aktien nutzt, dem Wohl auch künftiger Generationen dient und die finanzielle Unabhängigkeit im Ruhestand stärkt.
2024 hatten acht Millionen Anleger ausschließlich Fonds oder ETFs im Depot. 1,7 Millionen setzen nur auf Aktien, was vergleichsweise als risikoreicher gilt. 2,5 Millionen kombinieren beide Anlageformen.