Als Spätfolge der Corona-Pandemie sperrt die inhabergeführte Buchhandlung Rüssel in Altenfurt für immer zu. Zehn Jahre nach Start an diesem Standort im Jahr 20214 sei es Benedikt Rüssel nicht gelungen, dem Vermieter zu einem Entgegenkommen bei der Miete zu bewegen. Stattdessen habe der lokal ansässige Immobilienbesitzer behauptet, dass ein Mietabschlag in der Marktwirtschaft nicht vorgesehen sei. Der über 70-jährige Buchhändler sieht sich nach dünnen Einnahmen in der Pandemie nicht in der Lage, mit diesen Konditionen sein Geschäft weiterzuführen.
Rüssel führt das von seinem Vater Hans 1954 in der Nürnberger Innenstadt begründete Haus. 1969 wechselte der Betrieb in das neu eröffnete FrankenCenter in Langwasser und gehörte dort zu den Geschäften der ersten Stunde. Dort behauptete sie sich gegenüber der benachbarten Konkurrenz von Montanus, Weltbild plus und Hugendubel. Bis 2014 gehörte der kleine Buchhändler zu den wenigen inhabergeführten Geschäften, die seit Gründung des FrankenCenters ununterbrochen existierten. FrankenCenter-Eigentümer ECE setzte dagegen strategisch auf bundesweite Filialisten.
Ein potenzielles Ausweichquartier einen Steinwurf entfernt als letzte Hoffnung hat sich kurz vor Weihnachten zerschlagen. Rüssel wollte bei einem Umzug von der rechtlichen Form des Einzelkaufmanns in eine GmbH wechseln und persönlich etwas kürzer treten. Dafür fand sich allerdings keine steuerlich tragfähige Lösung.
Generell wachsen für den stationären Buchhandel die Bäume längst nicht mehr in den Himmel. Das gilt gerade für inhabergeführte Stadtteilbuchhandlungen.
Die bundesweite Buchbranche selbst zieht für das abgelaufene Jahr eine gemischte Bilanz. Der Umsatz lag in den zentralen Vertriebswegen, also Sortimentsbuchhandel, E-Commerce inklusive Amazon, Bahnhofsbuchhandel, Kauf- und Warenhäuser sowie Elektro- und Drogeriemärkte, bei 2,9 Prozent über dem des Vorjahres. Allerdings ging die Zahl der verkauften Bücher im selben Zeitraum um 1,9 Prozent zurück. Die bezahlen Preise stiegen im Schnitt um 4,9 Prozent und sorgten so für das positive Umsatzergebnis. Das Geschäft vor Ort für sich genommen entwickelte sich ähnlich wie der Gesamtmarkt: Der stationäre Buchhandel schloss mit einem Umsatzplus von 2,8 Prozent und einem Absatzminus von 2,2 Prozent gegenüber 2022 ab.