Die neue OECD-Vergleichsstudie „Bildung auf einen Blick 2025“ macht es noch einmal deutlich. Grundsätzlich verlangen die rasanten technologischen, demografischen und ökologischen Veränderungen nach starken grundlegenden Kompetenzen. Das verlangt insbesondere Lesekompetenz, alltagsmathematische Kompetenz und Problemlösung. Immerhin zeigt Deutschland im internationalen Vergleich starke Ergebnisse bei beruflicher Bildung und Beschäftigungsfähigkeit junger Menschen. 59 Prozent der 18- bis 24-Jährigen befinden sich in Ausbildung oder Studium, deutlich mehr als der OECD-Durchschnitt von 53 Prozent. Die Kehrseite der Medaille: 10 Prozent sind weder in Bildung noch Beschäftigung. Damit schneidet die Bundesrepublik deutlich besser ab als der OECD-Durchschnittswert von 14 Prozent. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt mit 2,7 Prozent ebenfalls unter dem OECD-Durchschnitt.
Vor diesem Hintergrund ist das mittelfränkische Engagement der Ausbildungsbetriebe zu begrüßen. So starteten beispielsweise bei der Universa mit Ausbildungsbeginn 15 Nachwuchskräfte. Der Nürnberger Versicherer qualifiziert acht Kaufleute für Versicherungen und Finanzanlagen sowie vier Fachinformatiker. Außerdem begannen drei duale Studenten in Wirtschaftspsychologie sowie in Business Administration. Insgesamt bildet die Universa am Nürnberger Stammsitz 57 Auszubildende und dual Studierende aus.
Bei der Nürnberger Brochier Gruppe begannen 43 Jugendliche ihre Ausbildung. Die Mehrheit der neuen Azubis entschied sich für gewerblich-technische Berufen. Fast drei Viertel werden künftig Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik – einer davon im Dualen Studium. Auf Platz 2 rangiert der Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik. Die hohe Zahl der Azubis liegt knapp unter dem Ausbildungsrekordjahr 2017 mit damals 45 Azubis. Der Familienbetrieb mit über 700 Mitarbeitern sieht damit sein Engagement der Unternehmenswebsites, Social Media oder mit Schulkooperationen mit seinem „Team Zukunft“ belohn. Die Mehrheit des Nachwuchses kam jedoch über direkte Empfehlungen aus deren persönlichem Umfeld.
Bei Bruder Spielwaren in Fürth haben in diesem Jahr neun Auszubildende erfolgreich ihren Abschluss gemacht. Seit September lassen sich nun zehn neue Azubis in sechs Fachrichtungen ausbilden. Das Berufsspektrum ist breit gefächert. Neben zwei Industriekaufleuten, einem Werkzeugmechaniker, zwei Kunststoff- und Kautschuktechnologen (ehemals Verfahrensmechaniker) sind auch drei Fachkräfte für Lagerlogistik am Start. Hinzu kommen noch ein Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung und ein Fachinformatiker für Systemintegration.
Am Airport Nürnberg hoben vier junge Menschen in ihren neuen Lebensabschnitt an. Es sind zwei angehende Servicekaufleute im Luftverkehr sowie je ein Auszubildender im Bereich Büromanagement und Werkfeuerwehrmann. Insgesamt absolvieren aktuell 14 Berufsanfänger ihre Ausbildung am Airport mit seinen rund 1.100 Beschäftigten.
In Nürnberg heißt Siemens 102 und in Erlangen 178 Azubis und duale Studenten willkommen. Bayernweit sind es sogar rund 580. Siemens sieht sich als Vorreiter der dualen Ausbildung. Der Fokus liegt auf digitale Kompetenzen, verantwortungsvollen Umgang mit KI und der Bildung eines klaren Wertekompasses. So bereitet das Unternehmen junge Menschen der GenZ gezielt auf die Arbeitswelt von morgen vor.
IHK mit leichten Rückgang zufrieden
Insgesamt starteten heuer in Mittelfranken 6.663 junge Menschen ihre Ausbildung in Industrie, Handel und Dienstleistungen. Damit bleibt die duale Ausbildung trotz schwieriger Rahmenbedingungen stark gefragt: Zwar liegt die Zahl der neuen Ausbildungsverträge um 2,9 Prozent unter dem Vorjahr, doch angesichts des fehlenden Abiturjahrgangs wertet die IHK Nürnberg diese Zahlen als Erfolg.
In den gewerblich-technischen Ausbildungsberufen wurden bisher 2.300 Lehrverträge unterschrieben, ein Minus von fast 9 Prozent. Bei den einzelnen Ausbildungsberufen gab es, sehr unterschiedliche Entwicklungen. Bei Fachinformatikern ist in der Fachrichtung Anwendungsentwicklung ein Minus von 30 Prozent zu verzeichnen. Die Vertragszahlen bei der Fachrichtung Systemintegration bewegen sich auf Vorjahresniveau. Rückläufig sind außerdem Industriemechaniker, Werkzeugmechaniker und Zerspanungsmechaniker. Bei den Elektronikern für Betriebstechnik registrierte die IHK 26 Prozent mehr Ausbildungsverträge.
Die kaufmännischen Ausbildungsberufe konnten mit 4.356 Verträgen sogar leicht zulegen. Erfreulich ist der Zuwachs bei Industriekaufleuten, Bankkaufleuten sowie im Einzelhandel mit Verkäufern und Kaufleuten im Einzelhandel. Zum vierten Mal in Folge wuchsen die Eintragungszahlen im Hotel- und Gaststättengewerbe. Besonders hoch ist der Anstieg hier bei der zweijährigen Qualifizierung zur Fachkraft Gastronomie und zur Fachkraft Küche. Weniger gefragt sind dagegen aktuell die Kaufleute für Versicherungen und Finanzen.
Handwerk hat „grünen“ Boden
Für eine neue Ausbildung im mittelfränkischen Handwerk entschieden sich exakt 1.974 junge Menschen. Damit ist der Corona-Knick ausgebügelt und der Stand von 2019 sogar ein wenig überschritten. Trotzdem zeigt die Lehrstellenbörde der Handwerkskammer für Mittelfranken (HWK) noch über 700 freie Ausbildungsplätze über alle Branchen hinweg. Einer Auswertung zufolge liegt das Durchschnittsalter beim Eintritt in die Ausbildung in diesem Jahr bei 19 Jahre. Zwar ist die Mehrzahl der Lehrlinge 16 und 17 Jahre alt. Aber 516 von ihnen sind über 20 und 79 sind sogar über 30 Jahre alt.
Unter den Berufen finden sich 2025 wieder 230 neue Anlagenmechaniker im Sanitär-, Heizungs- und Klimabereich (SHK). Das sind nicht nur mehr als noch 2019. Bei den SHKlern starten z. B. deutlich mehr Frauen durch als noch vor ein paar Jahren. Kammer-Vizepräsident Christian Sendelbeck, selbst ausbildendender SHK-Meister, hat eine Erklärung: „Mittlerweile gibt es so viele technische Möglichkeiten, sich die körperliche Arbeit zu erleichtern, dass der Geschlechterunterschied kaum noch ins Gewicht fällt.“ Außerdem gehört das SHK-Handwerk zu den „grünen“ Berufen. Er ist wichtig für den Umbau zu einer umweltfreundlicheren Gesellschaft und damit nicht nur besonders im Wachsen, sondern auch bei vielen jungen Menschen gefragt.
Beitragsbild: Universa
