Das alte Trafowerk in der Nürnberger Südstadt bekommt von Siemens Energy eine ordentliche Finanzspritze in den Ausbau des Standortes. Mit einer Investition von rund 220 Millionen Euro wächst ab 2028 die Produktionskapazität um gut die Hälfte. Dann können bis zu 120 Transformatoren pro Jahr gefertigt werden. Diese Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungs(HGÜ)-Technologie ist das Rückgrat für die Energiewende. HGÜ-Trafos sorgen dafür, dass sich Strom ohne große Verluste über Strecken von 2.000 Kilometer transportieren lässt. Mit einem Gewicht von bis zu 900 Tonnen finden sie sich in China genauso wie in den USA, Ägypten oder Brasilien. Sie verbinden Wasserkraftwerke mit energiehungriger Industrie oder bringen Strom von Offshore-Windparks auf den Meeren aufs Land.
Derzeit beschäftigt Siemens Energy knapp 1.000 Mitarbeiter im Werk in Nürnberg. Mit dem Ausbau kommen weitere 350 Arbeitsplätze hinzu. Damit schlägt das Pendel des durchaus gebeutelten Standorts, der schon mehrfach vor dem Aus stand, nun wieder Richtung Wachstum. Zuletzt schien 2004 das Totenglöckchen zu läuten. 2009 sorgte eine neue Halle für Zuversicht, 2012 standen die Zeichen wieder auf einen empfindlichen Personalabbau. Jetzt wächst das Werk das Werk nun um rund 16.000 Quadratmetern auf Mitarbeiter-Parkplatz und Kantinengebäude.
Freistaat gibt Geld für Innovation
Der Freistaat Bayern fördert den Ausbau des Transformatorenwerks als regionalwirtschaftlich bedeutendes Zukunftsprojekt. Eine Technologieförderung von bis zu 20 Millionen Euro will den Innovationsstandort Nürnberg auch bei Forschung und Entwicklung stärken.
„Deutschland bleibt attraktiv, wenn Wirtschaft und Politik gemeinsam Verantwortung übernehmen“, sagt Christian Bruch, CEO von Siemens Energy. Demnach kommt der Abgesang auf den Industriestandort Deutschland zu früh. Nürnberg verfüge über 113 Jahre Erfahrung im Transformatorenbau, hochqualifizierte Mitarbeiter mit dem nötigen Know-how sowie eine gute Infrastruktur. „Das sind die richtigen Voraussetzungen, um Schlüsseltechnologien für die Energiewende weltweit auch zukünftig aus Deutschland heraus zu liefern.“
Bereits letztes Jahr hatte Siemens Energy angekündigt, am selben Standort 90 Millionen Euro in eine neue Fertigung für Konverter zu investieren. Die Ausgliederung aus dem Siemenskonzern bescherte Siemens Energie und die gebeutelte Windkrafttochter Gamesa eine verlustreiche Durststrecke. Mittlerweile ist das Auftragsbuch auf Rekordniveau voll, konnte Siemens Energy die Rekordauftragseingänge, der Umsatzlegte zuletzt zweistellig zu und das Geschäft ist profitabel. In Deutschland investierte Siemens Energy in den letzten drei Jahren rund eine Milliarde Euro. Im letzten Jahr schuf der Konzern rund 1.300 neue Stellen in Deutschland geschaffen, bis Ende 2026 sollen bis zu 1.500 weitere Stellen dazukommen.
Im Jahr 1890 baut Sigmund Schuckert die ersten Transformatoren in der Nürnberger Südstadt. 1912 nahm das heutige Transformatorenwerk an der Katzwanger Straße mit 1.700 Mitarbeitern den Betrieb auf. 1969 wird der Standort Teil der Transformatoren Union von AEG und Siemens.
