Die diesjährigen Sieger des Gründerwettbewerbs BayStartUP demonstrieren vor allem eines: Knowhow aus der Forschung lässt sich in anwendungsnahe Geschäftsmodelle ummünzen. Von den 125 teilnehmenden Teams am Wettbewerb sicherte sich Endolease vom Universitätsklinikum Würzburg den ersten Platz. Das Startup punktete mit einer Technologie zur lokalisierten Medikamentenfreisetzung im arteriellen Blutstrom, um Nebenwirkungen zu minimieren und die Wirksamkeit von Behandlungen zu erhöhen. Platz zwei ging an das Erlanger BreatheAssist-Team, eine Ausgründung aus der FAU Erlangen-Nürnberg mit einem innovativen Intensivbeatmungsgerät. Es kann die natürliche Atmung präzise unterstützen und die Dauer der künstlichen Beatmung deutlich verkürzen. Dritter wurde das Erlanger FAU-Spinn-off FiveD. Es will mit seiner KI-gestützten Radar-Simulationsplattform neue Maßstäbe für die Industrie setzen.
„Die Finalisten, allen voran die drei Siegerteams, zeigen eindrucksvoll, wie technologischer Fortschritt aus der Wissenschaft in marktreife Lösungen überführt werden kann“, sagt Tobias Bladowski von BayStartUP. „Sie stehen exemplarisch für die Innovationskraft der nordbayerischen Startup-Szene.“
Unter den Finalisten des nordbayerischen Gründerwettbewerbs findet sich auch Boorgen aus Möhrendorf. Das junge PropTech-Unternehmen entwickelt mit Click2Build eine Software-Plattform für serielles Bauen. Die Würzburger LaMa Recycling Technologies arbeitet an einer Lösung, um bislang nicht wiederverwertbare Kunststoffabfälle aus der Industrie für den Stoffkreislauf nutzbar zu machen. Nara, ebenfalls aus Würzburg, stellt eine KI-gestützte digitale Mitarbeiterin für den IT-First-Level-Support bereit. Sie löst IT-Probleme per Sprache, Chat und Bildschirmerkennung in Echtzeit. Eine präzise Indoor-Ortung von Gegenständen, Fahrzeugen und Personen über Bluetooth hat sich die Erlanger Pelora auf die Fahnen geschrieben. Viatolea aus Nürnberg bietet ein digitales Medizinprodukt zur Erkennung und Behandlung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
Investoren-Kapital schwappt nach Bayern
Die Startup-Gründer kommen zum richtigen Zeitpunkt, Risikokapital fließt wieder üppiger. Im ersten Halbjahr 2025 gingen laut Zahlen der Beratung EY von den bundesweit investierten 4,6 Milliarden Euro fast jeder zweite Euro nach Bayern. Die Höhe des Risikokapitals für den Freistaat in den sechs Monaten erreicht mit knapp 2,1 Milliarden Euro fast die Summe des gesamten letzten Jahres. Damit haben bayrische Startups ihren Mini-Vorsprung gegenüber Hightech-Gründern aus Berlin deutlich ausgebaut.
„Das Startup-Ökosystem in Deutschland hat sich in den vergangenen zwei Jahren deutlich verändert, die Gewichte verschieben sich“, konstatiert Thomas Prüver, Partner bei EY. In Berlin fänden nach wie vor die meisten Deals statt, die Hauptstadt sei beispielsweise im Bereich E-Commerce deutschlandweit klar führend. Aber für Investoren stehen nun wegen des russischen Dauerbeschuss der Ukraine der Rüstungssektor im Fokus. Weitere Trends sieht er im weltweiten Vormarsch der Künstlichen Intelligenz sowie der Energiewende und dem Umbau der Energieversorgung in Deutschland.
Auch beim Blick auf die Liste der Top-Deals im ersten Halbjahr 2025 gingen sechs der zehn deutschlandweit größten Finanzierungsrunden an Startups aus Bayern. Die größte Geldspritze erhielt mit 600 Millionen das KI- und Verteidigungs-Startup Helsing aus München. Es folgte mit 400 Millionen Euro der Batteriespeicheranbieter Green Flexibility aus Kempten.
