Zum Inhalt springen

Verteidigung treibt Diehl-Geschäft maßgeblich an

Nürnberger Familienkonzern Diehl hat 2024 einen erwartbaren Wachstumssprung hingelegt

Drei Jahre nach der russischen Invasion in der Ukraine ist die Welt eine andere. Zumal die zweite Amtszeit von US-Präsident Trump dem Verteidigungs- und Wertebündnis NATO existenziell zusetzt. In diesem Kontext hat der Bundestag ein Verteidigungsbudget ohne Limit, der – blauäugige – Traum einer Friedensdividende nach 1989/1990 ist ausgeträumt. Vor diesem Hintergrund hat der Nürnberger Familienkonzern Diehl 2024 einen erwartbaren Wachstumssprung hingelegt. Der Gesamtumsatz sprang um 20 Prozent auf rund 4.7 Mrd. Euro, der Löwenanteil des Zuwachses stammt aus dem Bereich Defence. Der Teilkonzern kommt auf einen Spartenumsatz von 1.827 Mrd. Euro.

Diehl Defence profitiert von einer regen Beschaffung sowohl in Deutschland als auch von anderen europäischen NATO-Partnern. Zum Portfolio gehören die Flugabwehrsysteme der Iris-T-Familie, die in der Ukraine mit hoher Trefferquote russische Luftangriffe abwehrt, Lenkflugkörpern und Artilleriemunition. Dafür wird in den Ausbau der Fertigung auch in Röthenbach an der Pegnitz investiert. Die Zahl der Spartenmitarbeiter stieg um grob ein Viertel auf fast 4.600.

Der Verteidigungs- und Technologiekonzern will zwar eigentlich eine ausgewogene Wachstumsstrategie mit allen fünf Teilkonzernen erreichen. Dafür aber ist die Marktentwicklung viel zu unterschiedlich. Immerhin ist der Tiefflug aus der Coronazeit für die globale Luftfahrtindustrie abgehakt. Die Auftragsbücher für die Hersteller sind voll. Davon profitiert die Diehl-Sparte Aviation als Leichtbauspezialist, der das Innenleben der Kabine ausrüsten kann. Ein wichtiger Auftrag kam auch für die Ausstattung von Flugtaxis. Mit einem Umsatz von 1,3 Mrd. Euro erreicht der Teilkonzern fast sein Geschäft aus der Vorcorona-Zeit. Auch der Teilkonzern Metering baut sein Geschäft mit intelligenten Wasserzählern trotz Preis- und Wettbewerbsdruck weiter aus.

Zwei Teilkonzerne verlieren Geschäft

Im Rückwärtsgang befindet sich der Umsatz von Diehl Controls, der an der Schwäche in den Absatzmärkten für Weiße Ware wie Kühlschränke oder Waschmaschinen und der Flaute bei Wärmepumpen leidet. Der Teilkonzern Metall leidet an der schwachen Automobilkonjunktur. Auch die Flaute am Bau drückt die Nachfrage der Sanitärindustrie. Ohne Neubau werden weder Wasser- noch Heizungsrohre verlegt.

Untern Strich hat sich der Jahresüberschuss auf 343 Mio. Euro mehr als verdoppelt. Die Zahl der weltweit Beschäftigten hat sich um 1.015 Personen auf 18.680 Mitarbeiter zum Jahresende erhöht. Der Aufbau fand wie im Vorjahr insbesondere in den Teilkonzernen Defence und Aviation statt. Für das laufende Jahr erwarte Diehl eine Umsatzsteigerung auf über 5 Mrd. Euro und eine moderate Verbesserung des Ergebnisses.

faz.net/ruestungsboom-treibt-diehl (Abo), sueddeutsche.de/diehl-defence (Abo), nue-news.de: Diehl in Summe ein gutes Jahr 2023