Der BJV Report des Bayerischen Journalisten-Verbandes greift in seiner aktuellen Ausgabe den Verlag Nürnberger Presse (VNP) auf. Demnach liege ein Schreiben vor, in dem die Geschäftsleitung auf einen weiteren Abbau von Mitarbeitern vorbereite. 2020 fand die erste Runde zum Personalabbau statt, damals gab es noch eine üppige Prämie für das freiwillige Ausscheiden. Damals ging die Redaktion der Nürnberger Zeitung in einer neu geschaffenen Zentralredaktion auf. Der Süddeutschen Zeitung zufolge waren 30 Stellen betroffen, 2023 gab es weitere Einsparungen beim Personal. Seit Jahren kämpfen bundesweit Zeitungsverlage unter anderem mit rückläufigen Print-Abos, schwindenden Anzeigenerlösen und der Geschwindigkeit digitaler News.
Auch beim Nürnberger Traditionsverlag ist der Druck zur Restrukturierung groß. Die langatmige Transformation auf neue Lesergewohnheiten ist zunächst einmal verlustreich. In der letzten veröffentlichen Konzernbilanz ist ein Umsatzrückgang um rund 1 Prozent auf 340 Millionen Euro zu sehen. Der Konzernjahresfehlbetrag erhöht sich auf gut 367.000 Euro. Der BJV Report berichtet von Verlusten in Höhe von rund 50 Millionen Euro seit 2017. Für das vergangene Geschäftsjahr sei der befürchtete zweistellige Millionen-Verlust eingetreten, in diesem Jahr könnte es noch schlimmer kommen.
Der Branchenverband BDZV hatte schon vor Monaten mit seiner Studie „Trends der Zeitungsbranche 2025“ wenig Mut gemacht. Sie ist zusammen mit der Unternehmensberatung Highberg – vormals Schickler – entstanden. Die Beratungsexperten sind auch für den VNP aktiv. Die Studie sagt einen weiteren Rückgang im gedruckten Zeitungsgeschäft voraus. Am stärksten trifft das Minus die Abonnentenzahlen. Denn einerseits schrumpft die Altersgruppe, die zum Frühstück durch eine Zeitung blättern. Andererseits haben manch junge Erwachsene noch nie eine gedruckte Zeitung in der Hand gehalten. Im Minus sind auch die Werbe- und Vertriebserlöse. Dagegen zeigen die Prognosen für das digitale Segment mit E-Paper und Paid Content durchweg zweistellig noch oben. Bis 2030 rechnen die befragten Digitalpublisher und Zeitungsverleger damit, dass sich der Print-Anteil bei den Abonnenten halbiert. Im Aufwind sind E-Paper, die in den nächsten fünf Jahren ihren Anteil verdoppeln.
Zumindest räumlich geht der VNP bereits neue Wege. Nach 75 Jahren hat die Redaktion ihren Stammsitz verlassen und ist an den Wöhrder See gezogen. Der „Cube“ mit seinen 4.800 Quadratmetern soll auch Platz für eine neue Art des Arbeitens bieten. Statt einzelner Büros setzt der Verlag auf Desk-Sharing. Ein neues Druckhaus entsteht im ehemaligen Grundig Gewerbepark in Langwasser und soll bereits im nächsten Jahr betriebsbereit sein. Zur Zukunft des dann verwaisten, riesigen Gebäudekomplexes zwischen Marienstraße und Blumenstraße gibt es noch keine konkreten Pläne. Die Gewerbefläche einen Steinwurf von der Altstadt entfernt dürfte aber die Fantasie von Investoren und Entwicklern beflügeln.
