Die Nokia Solutions and Networks hat ihren Nürnberger Campus zukunftsfähig modernisiert. Dafür baute der finnische Netzwerkausrüster den exponierten Standort in der Glaswelle im Nordostpark gut eineinhalb Jahre um. Durch die neu gestalteten Büroflächen verteilt sich etwa die Softwareabteilung nicht mehr über zwei Stockwerke, sondern kann tatsächlich in einem Trakt arbeiten. Auf jeder Ebene finden sich nun auch Küchenecken und Besprechungsräume, neu ist auch eine große Terrasse der Cafeteria mit Blick auf das parkähnliche Areal. „Der Campus ist nun so attraktiv, dass wir im Wettbewerb um Ingenieure bestehen können“, sagt Standortleiter Björn Wilke.
Dank der verbesserten technischen Infrastruktur mit einem neuen Kühlkonzept kommt das Testlabor nun mit rund einem Viertel weniger Energie aus. An dem einstigen Nürnberger Standort von Lucent Technologies arbeiten nun knapp 400 Nokia-Mitarbeiter, darunter gut 350 Entwickler. Nürnberg ist einer der vier großen Entwicklungsstandorte des finnischen Telekommunikationskonzerns. Dabei geht es allerdings nicht mehr um Handys, sondern um die technische Infrastruktur für Mobilfunk und Datenübertragung. Herzstück ist die optische Übertragung per Lichtsignale in Glasfasernetzen, die „Optical Networks“. „Ohne die Technik von Nokia kann man in Deutschland praktisch kaum telefonieren“, unterstreicht Wilke.
Highspeed für Rechenzentren & Co.
Dafür tüfteln die Ingenieure und Wissenschaftler an neuer Hard- und Software sowie an optischen Highspeed-Schnittstellen und Switching-Systemen. Anders als früher greifen darauf nicht nur die klassischen Telekommunikationskonzerne zurück. Auf der Kundenliste stehen auch Rechenzentren und Betreiber von Internetknoten, wie die Frankfurter De-Cix, oder auch die Bahn. Auch Banken, Forschungsnetze oder die Versand- und Streamingriesen dieser Welt investierten in eigene Netze, um Online-Shoppern oder Streamern ein störungsfreies Kundenerlebnis zu gewährleisten. In Bayern hat etwa der Glasfaseranbieter M-net Ende letzten Jahres als erster deutscher Netzbetreiber eine Datenübertragung mit 800 Gigabit pro Sekunde dank Nokia-Technik in einem kommerziell verfügbaren System eingeführt. Im Labor würden bereits Daten von 2,4 Terabit pro Sekunde über Lichtwellen übertragen – bei geringerem Stromverbrauch.
Damit die halbjährlichen Updates reibungslos funktionieren, wird im Testlabor rund um die Uhr geprüft. Dabei wird auch die Bündelung etwa von mehreren Städten zur Übertragung über den Atlantik simuliert. Außerdem gehe es auch um die Resilienz der Datenübertragung. Ein Redundanz-Konzept sorge bei Störungen dafür, dass der Datenverkehr in weniger als 50 Millisekunden weiterlaufe. Nokia verfüge laut Wilke über ein technologisch führendes Portfolio für solche Anwendungsfälle.
Nokia investiert zusammen mit dem Bundeswirtschaftsministerium sowie Bayern und Baden-Württemberg seit vergangenem Jahr voraussichtlich 360 Millionen Euro in Mikroelektronik und Kommunikationstechnologie. Dabei geht es um ein vierjähriges europäisches IPCEI-Projekt (Important Projects of Common European Interest), dass der Standort Nürnberg gemeinsam mit dem kleineren Schwesterstandort Ulm umsetzen soll. Im Mittelpunkt des Projekts steht die integrierte Entwicklung von Software, Hardware und hochleistungsfähigen Systems-on-Chips auf der Grundlage eines digitalen Zwillings. Unter anderem soll die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft Europas insbesondere im Bereich der Mikroelektronik für Zukunftstechnologien wie 6G und künstliche Intelligenz (KI) gestärkt werden.
