Der Onlinehandel in Deutschland nimmt wieder Fahrt auf. Im vergangenen Jahr verbuchte das Segment erstmals seit 2021 wieder ein Umsatzwachstum. Demnach steigern die 1.000 umsatzstärksten B2C-Onlineshops im Geschäftsjahr 2024 ihren Netto-E-Commerce-Umsatz um real 3 Prozent auf 80,4 Mrd. Euro. Für das laufende Jahr prognostiziert die Studie „E-Commerce-Markt Deutschland 2025“ ein noch stärkeren Wachstum, teilt der Handelsforscher EHI mit. Der stationäre Handel hinkt in Summe hinterher. Die Kehrseite des Konsums per Mausklick: Die Müllberge mit Verpackungen wachsen. Außerdem bleiben beim Internet-Shopping nachhaltige Produkte sowie Alternativen zum Neukauf oft unsichtbar.
Das Umsatzwachstum resultiert dabei stark von den zehn umsatzstärksten Shops. Der Marktanteil der Top 10 beläuft sich auf knapp 39 Prozent. Der Platzhirsch Amazon kommt allein auf 15 Milliarden Euro Umsatz. Es folgt mit großem Abstand das Online-Geschäft von Otto, Zalando und MediaMarkt. Der chinesische Billig-Fashion-Riese Shein hat sich bereits auf Platz 7 vorgearbeitet. Die Top 100 generieren über 70 Prozent des Gesamtumsatzes der Top 1.000. Bei den Top-Online- Marktplätzen hat ebenfalls Amazon die Nase vorn. Mit einem Wachstum von über 280 Prozent springt Online-Marktplatz des der chinesischen Temu auf Platz fünf.

„Wer online einkauft, findet meist das billigste Produkt – aber zu selten das nachhaltigste“, beklagt Dirk Messner, Chef des Umweltbundesamts (UBA). „Das muss sich ändern, wenn wir Konsum zukunftsfähig gestalten wollen.“ Derzeit bleiben beim virtuellen Flanieren nachhaltige Produkte sowie Alternativen zum Neukauf oft unsichtbar. Außerdem gibt es zwar bei Verbrauchern ein latentes Bekenntnis zu mehr Nachhaltigkeit. Beim Gang zu Warenkorb und Kasse fällt dann aber auf, dass Preis, Komfort und schnelle Verfügbarkeit in der Regel die Kaufentscheidungen bestimmen. Das UBA fordert daher Internetplattformen auf, Nachhaltigkeitsaspekte stärker und systematisch einzubeziehen.
Auch eine Studie des UBA bestätigt die ernüchternden Ergebnisse. Nachhaltigkeit spielt im digitalen Konsumalltag bislang eine untergeordnete Rolle. Stattdessen fördern Plattformen Neukauf, Impulskäufe oder Fortsetzung des Einkaufs – dabei bleiben nachhaltige Produkte und Kreislaufwirtschaft außen vor. Außerdem fehlen Filter- und Suchfunktionen für Produktstandards, Reparierbarkeit oder Lebensdauer oder sie sind sehr versteckt. Das erhöht den Rechercheaufwand deutlich. Auch zirkuläre Alternativen sind abseits der einschlägigen Anbieter zu Gebrauchtkauf oder Reparatur kaum empfohlen.
Gerade das Bestellen von Neuware und postalisches Umtauschen sorgt für wachsende Verpackungsberge. Die fehlende Müllvermeidung hat nun auch hier die EU auf den Plan gerufen. Die neue Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle (PPWR) ist zwar ein weiteres Bürokratiemonster. Das Ziel ist allerdings richtig. Es geht darum, Verpackungsabfälle zu vermeiden, Recyclingquoten deutlich zu erhöhen und Mehrweg- sowie Refill-Systemen zu fördern. Das hat der Markt für Wertstoffhandel bislang nicht geschafft.
