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Kommunikations-GAU bei Familienunternehmer

Ziele der AfD sind politisch weit weg von uns Familienunternehmern sagt Christine Sparvoli-Frank

Der Regionalkreis Nürnberg des Verbands Familienunternehmer fühlt sich von der Kritik missverstanden, die auch in der Region Wellen schlägt. Der Bundesvorstand hatte mit den Landesvorsitzenden einen neuen Umgang mit der AfD beschlossen. Die Brandmauer in Form eines Kontaktverbotes wurde aufgehoben. „Mit einem Andersdenkenden zu diskutieren, heißt nicht seine Positionen zu akzeptieren. Reden heißt nicht zusammenarbeiten“, begründet der Verband mit gut 6.500 Mitgliedern seine Strategie. Als erste Reaktion sind heute z.B. die beiden Mitgliedsfirmen Rossmann und Vorwerk ausgetreten. „Die Ziele der AfD sind politisch weit weg von uns Familienunternehmern“, sagt die Regionalvorsitzende Christine Sparvoli-Frank. Und Regionalvize Thomas Fink hält dem Gremiumsbeschluss für „bestenfalls naiv“. Vor Ort habe man bislang darauf verzichtet, die AfD zum Austausch einzuladen und will auch in Zukunft daran festhalten.

Spavoli-Frank unterstreicht den gut gemeinten Vorsatz. Man wolle den Dialog suchen, um Schaden für den Wirtschaftsstandort abzuwenden. Und Fink ergänzt:“ Die Wirtschaftspolitik der AfD macht es nur noch schlimmer. Sie ist keine gute Alternative.“

Die in Teilen gesichert rechtsextremen Partei freut sich aktuell über wachsende Umfrageergebnisse. Ihr gelingt es unter der Oppositionsparteien am besten, aus der verfehlten Reformpolitik der Merz-Regierung Kapital zu schlagen. In der Problembeschreibung trifft sie manchmal den Kern, Lösungen sind dagegen keine Aufgabe für die Oppositionsbank. Vom versprochenen Aufschwung ist derzeit noch nichts in Wirtschaft und Gesellschaft angekommen. Und beim aktuell großen Streitthema Rentenpolitik hat sich die Regierung zwischen völlig verhakt. Die neue Mütterrente der CSU soll kommen und gleichzeitig ist die Haltelinie von 48 Prozent für die SPD gesetzt. Die Jungen Union und viele Vertreter der Wirtschaft zweifeln an der Finanzierbarkeit. Und eine substanzielle Reform wird auf die Ergebnisse der Kommission ins nächste Jahr vertagt.

Auch hier dürfte die Kluft zwischen dem Verband Familienunternehmer und AfD ziemlich groß sein. Im letzten Programm zur Bundestagswahl legt sich die Rechtsaußen-Partei in mehreren Schritten auf ein durchschnittliches Rentenniveau von gut 70 Prozent des letzten Nettoeinkommens fest.

Sparvoli-Frank sieht in der Ausländerfeindlichkeit einen weiteren fundamentalen Unterschied zwischen Verband und Partei. In ihrem Unternehmen, der Nürnberger Sabamühle, würden auch viele Migranten beschäftigt. „Diese Beschäftigten sind fachlich und menschlich eine Bereicherung“, stellt sie den Unterschied heraus.

faz.net (Abo), deutschlandfunk.de/fratzscher (Audio)